PLUS / MINUS

In der Reihe PLUS / MINUS werden positive wie negative Gestaltungen und Details im öffentlichen Raum aufgezeigt, die das Auge erfreuen oder beleidigen.

MINUS -

Die Faust aufs Aug´

Es hatte alles so schön begonnen, in der Marktgemeinde Vasoldsberg: 2004 war dort ein geladener Architekturwettbewerb für den Neubau eines Marktgemeindezentrums mit Gemeindeamt und Rüsthaus ausgelobt worden, den Architekt Hubert Wolfschwenger (Graz) einstimmig gewonnen hatte. 2006 folgte ein geladenes Verfahren für die Gestaltung eines Marktplatzes, HoG Architektur siegte. Beide Projekte stehen längst und erfreuten bisher nicht nur das baukulturell anspruchsvolle Auge. Wolfschwenger wurde mit dem Vorentwurf für den Folgebau für Musikschule, Arztpraxis und Gewerbebetriebe, der im rechten Winkel zum Marktgemeindeamt angeordnet werden sollte, beauftragt. Alles schien seine Ordnung zu haben, ein weiterer architektonisch anspruchsvoller Bau, der mit dem Marktgemeindeamt korrespondiert, war zu erwarten. Jäh und unsanft wurde man dann aus dem baukulturellen Traum gerissen. Denn nicht der bewährte Architekt erhielt den Auftrag für die Planung des Neubaus, sondern der Bauträger des Objektes, ein Baumeister aus Hausmannstätten, fühlte sich berufen, Planung und Umsetzung gleich selbst durchzuführen. Was bei dieser, leider nicht unüblichen Vorgehensweise herauskommt, sprich derzeit im Entstehen ist, zeigen die beigefügten Bilder. Bleibt wieder einmal nur, die Installierung von Gestaltungsbeiräten in unserem Bundesland, nach den Vorbildern in Vorarlberg, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, zu fordern. Damit könnten derlei Praktiken im Keim erstickt werden. Leider findet sich bisher in der Steiermark nur ein einziger Gestaltungsbeirat, der sich um die architektonische Qualität in drei Gemeinden des Naturparks Südsteirisches Weinland bemüht. Aber: die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Text und Bilder: Michaela Wambacher

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Verfasser/in:

Michaela Wambacher, Kommentar