Ich habe das große Glück, in einer gepflegten Eigentumswohnanlage direkt gegenüber dem Oeverseepark mit Parkblick-Loggia zu wohnen. In Zeiten von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen ist das noch mehr wert. Ich nutze diesen landschaftlich sehr schönen Park vor allem in der Früh und am Vormittag, wo ich eine idyllische Ruhe genießen kann. Ich liebe diesen Park und auch seine städtebaulich reizvolle Umgebung mit dem Mühlgang im Osten, der Rösselmühle im Norden und der Oeverseeallee im Westen.
Dieser Park hat eine noch sehr junge Geschichte. 1995 hat die Stadt Graz die rund 2 ha große Fläche an der Oeverseegasse von den Eigentümern (diese sind auch Eigentümer der Rösselmühle) gepachtet, um darauf einen Park zu errichten. Das Projekt wurde im Rahmen des EU-Projekts Urban Graz - Platz für Menschen abgewickelt und finanziert. Eine Grundbedingung war, dass Planung und Ausführung partizipativen und integrativen Anforderungen gerecht werden.
Durch die (damalige) Beschränkung des Pachtvertrags auf 10 Jahre, gab es große Einschränkungen für Planung und Gestaltung des Parks. So durften nur Obstbäume und Sträucher neu gepflanzt werden, denn der Park musste ja nach 10 Jahren in seinen Urzustand zurückgeführt werden können. Die Pacht wurde dann auf unbestimmt verlängert und die Stadt Graz hat großes Interesse, diesen für den wachsenden Bezirk äußerst wichtigen Park käuflich zu erwerben.
Das Büro Dipl. Ing. Kumpfmüller aus Steyr war mit dem partizipativen Planungsprozess und mit der Gesamtplanung des Parks beauftragt. Der Park sollte die Bedürfnisse und Ansprüche unterschiedlichster NutzerInnengruppen möglichst ausgewogen erfüllen. Der Beteiligungsprozesse fand im Jahre 1996 statt. (siehe Anhang Integrative Planung Oeverseepark)
Es gab zu Beginn und am Ende des Planungsprozesses BürgerInnen-Versammlungen. Aus den verschiedenen NutzerInnengruppen wurde eine repräsentative Auswahl von 40 Personen getroffen, die im Rahmen von fünf Werkstattgesprächen bei der Ideenfindung mitarbeiteten. Dipl. Ing. Kumpfmüller legte zwei unterschiedliche Konzepte vor: eine architektonisch und eine landschaftlich betonte Variante. Die beteiligten BürgerInnnen setzten mehrheitlich auf die Variante, die sich am Vorbild englischer Landschaftsgärten orientierte. Diese wurde dann 1997 umgesetzt. Der engagierte Planungsprozess unter Berücksichtigung der vielfältigen NutzerInnenbedürfnisse ist bis heute die Grundlage für das gute Funktionieren des Oeverseeparks, obwohl die Nutzungsfrequenz in den Jahren stark zugenommen hat.
Schade ist nur, dass die Stadt im Rahmen der Parkpflege und Erhaltung eher wenig auf die ursprüngliche Planung achtet. Manche räumlich relevanten Einbauten wie z.B. Pyramide mit Bühne wurden nicht renoviert bzw. erneuert.
Notiz am Rande: Die Ordnungswache hat die Schließung und Sperre der Spielplätze völlig falsch interpretiert und regelmäßig die spärlichen SpaziergeherInnen und LäuferInnen aufs unhöflichste vertrieben. Laut Ihrer Interpretation durften nur Hundebesitzer mit ihren Hunden den Park und die Hundewiese betreten. Ich habe inzwischen bei der Ordnungswache angerufen und um bessere Information ihrer MitarbeiterInnen gebeten.
Gerade in angespannten, krisenhaften Zeiten sind öffentliche Grünflächen und Plätze zum Ausgleich und zur Erholung für alle Menschen aller Altersgruppen unbedingt notwendig.