Parkgebühren sind ein eigenes Thema. Kürzlich in Paris auf bis zu 225 € pro sechs Stunden für bestimmte Autogrößen angehoben, wird diese auch in Österreich, in den größeren Städten und Touristenhotspots immer wieder diskutiert und damit, wer wie viel und warum abzugeben hat, wenn das eigene, private Auto im öffentlichen Raum abgestellt wird.
Die Städtebauprofessorin der TU Graz zum Beispiel zog im vergangenen Jahr mit dem Argument, dass "man sein Sofa ja auch nicht einfach stundenweise auf die Straße vor die eigene Haustür stellen würde", viel Aufmerksamkeit auf sich. Sofa wie Auto sind Privatbesitz – der eine normalerweise im eigenen Wohnzimmer und das andere auf öffentlichen Flächen. Das Argument ist nachvollziehbar, zumal Sofas keine Abgase verursachen. Bisher zumindest noch nicht im täglichen Gebrauch. Aber Autos?
Wer in Zukunft den Wettbewerb der Städte gewinnen möchte, der eher zunehmen als abnehmen wird, der wird sich als Stadt besonders mit dem Thema Lebensqualität auseinandersetzen müssen. Dazu gehört natürlich die Klimaanpassung, der leistbare Wohnraum, aber eben auch die individuelle Mobilität, der MIV und die Frage nach den Parkplätzen in der Innenstadt für Anwohner und potenzielle Einkaufskunden.
Apropos: Einkaufskunden sind das Argument schlechthin für kostenfreie oder zumindest zahlreiche Parkplätze in bester Innenstadtlage (obwohl einige Studien durchaus Gegenteiliges vermitteln). Wenn man aber den Artikel "Stadtzentren zwischen Leerstand und Wandel" vom 23.7.2024 auf ooe.orf.at liest, fragt man sich, von welchen Einkaufskunden die Rede ist. Der Leerstand in den Stadtzentren wächst (seit Jahrzehnten mittlerweile) und die Kunden bleiben aus. Ein Dilemma?
"Aussterbende Innenstädte mit leerstehenden Geschäftsflächen und Einkaufszentren am Stadtrand sind seit vielen Jahren nicht nur in Oberösterreich zu beobachten und die Verantwortung dafür trage die Politik", wird Stadtplaner und Dokumentarfilmemacher Reinhard Seiß in dem Artikel zitiert. Er brachte im Mai einen neuen Film heraus, der sich dem heißen Thema Auto und der Verkehrswende widmet. Seiß ergänzt in dem Interview, das dem ORF Artikel zugrunde liegt zudem, "dass man im innerstädtischen Bereich unbedingt weiter Parkgebühren brauche, weil immerhin für jede Inanspruchnahme von Raum gezahlt werden müsse, da könne nicht das Auto gratis herumstehen." Es sei viel wichtiger, die kostenfreien Parkplätze vor den Einkaufszentren in kostenpflichtige umzuwandeln. Das wäre zumindest schon etwas fairer als die aktuelle Schieflage. Wie von den Parkgebühren in den Randzonen und Vorplätzen der Konsumtempel die Gemeinden finanziell profitieren würden, bleibt in dem Artikel leider unklar. Der Grund, auf dem das Auto steht, ist dort ja meist privatisiert.
Dass der Zustand kein Dilemma für immer ist, sondern lösbar, zeigt laut Seiß seit Jahren Lienz in Osttirol. Warum das so ist, erfährt man im Interview am Ende des Artikels, den der ORF Oberösterreich in der Sommerhitze publiziert hat. Und für eine Vertiefung des Themas sei der Film von Seiß zu nennen: Der Automobile Mensch. Den Trailer gibt es hier, den Film vielleicht in Ihrem lokalen Kino in der Innenstadt um die Ecke?