Wie plant man eine Stadt?
Im Projekt Papperlapapp – Wir bauen unsere eigene Stadt haben wir uns gemeinsam mit den SchülerInnen der 2. und 3. Klasse der Projektschule Graz mit Stadt und Stadtentwicklung auseinandergesetzt. Die unterschiedliche Sicht auf die Stadt, je nach BetrachterIn, stand im Fokus.
Ausgehend von den Bedürfnissen und Anforderungen an eine Stadt und das Leben in ihr, haben wir uns mit folgenden Fragen beschäftigt:
_ Wie sehen Kinder ihre Stadt, in der sie leben?
_ Wenn sie diese von Grund auf neu bauen könnten, wie und was würden sie bauen?
_ Was ist ihnen wichtig?
Unter diesen Gesichtspunkten haben wir öffentliche Plätze, Straßen, Gebäude, Wegenetze, Grün-, Frei- und Spielflächen untersucht. Erstaunliches ist dabei entdeckt und in weiterer Folge collagen- und modellhaft umgesetzt worden.
In drei auf einander aufbauenden Phasen, gestützt durch das pädagogische Konzept der Projektschule, hat sich dieses Projekt nahtlos in den Tagesablauf und in die Lehrziele der Klassen eingefügt, die Phantasie und Kreativität, wie auch die Ausdruckskraft und die Umsetzungsmöglichkeiten der SchülerInnen gefordert und gefördert. Das Projekt ist, nicht nur zwischen den teilnehmenden SchülerInnen, allgemeines Pausengespräch gewesen.
Ablauf und Ziele des Projekts:
_ das gemeinsame Erforschen eines städtischen Bereichs in Phase 1
_ das gemeinsame Reflektieren und Analysieren des Erlebten, sowie das selbständige Ermitteln von Bedürfnissen und Wünschen in Phase 2
_ bauliche Umsetzung der ermittelten Bedürfnisse und Wünsche in Phase 3.
In Phase 1 haben wir nach bestimmten Kriterien ausgewählte Orte erforscht. Ausgestattet mit Kameras, Stiften und Klemmbrettern, auf denen die Ideentagebücher befestigt worden sind, haben wir uns per Straßenbahn und Bus auf Stadtsafari begeben: in fünf Gruppen eingeteilt, unterwegs zu vier unterschiedlichen Orten, jede Gruppe begleitet von zwei BetreuerInnen. Erst am Ziel angekommen, haben die SchülerInnen erfahren, welchen Ort sie besichtigen, bestaunen, bespielen und aufnehmen werden.
Wo bin ich hier eigentlich?
... im Oeverseepark – rot – Grünflächen /... im Oeverseegymnasium – gelb – Bildung/ Arbeit /... in der Rösselmühle – lila – Industrie /... im Rösselmühlpark – grün – Grünfläche/ Platzqualität.
Malen, zeichnen, skizzieren – die ExpertInnenmeinung ist gefragt ...
Mittels einfacher Fragen, die im Ideentagebuch festgeschrieben wurden, sind die SchülerInnen durch die betreuenden Architektinnen in das Thema eingeführt worden. Das Ideentagebuch war die Arbeitsgrundlage der SchülerInnen und hat ihnen die Erforschung ihres Gebietes erleichtert. Vorschläge, Fragen und Ideen wurden darin gesammelt.
Hat Phase 1 zur Erfassung des Untersuchungsgebietes gedient, so ging es in Phase 2 um Analyse und Vergleichen. In den einzelnen Gruppen wurde über das in Phase 1 Erlebte diskutiert. Die Ergebnisse wurde dann in Collagen aus Zeichnungen, Fotos und beschriebenen Kärtchen aufgearbeitet. Die Collagen dokumentierten vordergründig den Ist-Zustand der besichtigten Orte, beinhalteten aber auch bereits erste Umgestaltungsvorschläge. Der Austausch zwischen den 5 Gruppen hat dann in den Präsentationen stattgefunden, wobei die SchülerInnen sich gegenseitig ihr Untersuchungsgebiet vorstellten.
In Phase 3, der baulichen Umsetzung, sind den SchülerInnen die unterschiedlichsten Materialien zum Bau ihrer Wunschstadt zur Verfügung gestanden. Jede/r Schüler/in hat ihr/sein eigenes Modell, ihren eigenen Stadtteil, gebaut. Daraus ist dann in der Zusammensetzung eine große neue Stadt mit verschiedenen Bezirken und Funktionen entstanden: mit Hochhäusern, Tierparks, Grün- und Freiflächen, Meeresstränden und Flughäfen.
Fazit
Der dreistufige Aufbau des Projekts hat sich bewährt. Zwischen den einzelnen Phasen war ausreichend Zeit für die SchülerInnen, das Erlebte gemeinsam mit Familie, Freunden und in der Schule zu besprechen, ihr Erlebtes nochmals zu erinnern und sich dabei auch Gedanken über den Bau ihres eigenen Modells zu machen.
Die TeilnehmerInnen haben eine neue Sicht auf die Stadt gewonnen, gehen nun mit ihren Wahrnehmungen bewusster um und haben mehr Selbstbewusstsein in der Kommunikation entwickelt.
Das Ergebnis lässt uns staunen und enthält für uns die Botschaft, dass Kinder und Jugendliche auch bei Bauprojekten in die Planung einbezogen werden müssten: direkt und nicht erst über die Kommunikation mit ihren Eltern. Spannend für uns war auch die unterschiedliche formale Gestaltung der Modelle sowie das individuelle Verwenden der Materialien.
Die Arbeit mit den SchülerInnen ist für uns sehr wertvoll gewesen. Wir haben, ebenso wie die SchülerInnen, neue Eindrücke mitgenommen und Ideen für künftige Projekte gewonnen.