28/06/2011
28/06/2011

Lars Johansson, George Osodi: „Real Energy World / Niger Delta“, Graz 2009. Foto: Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark / colourspace

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!

Wie man sich den Kulturbetrieb zurechtstutzt, zeigt uns gerade die steirische Kulturpolitik unter dem Titel "Sparmaßnahmen". Nach unfreundlicher Übernahme wurde das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark in das Universalmuseum Joanneum eingegliedert. Die im Kulturfördergesetz von 2005 verankerte Autonomie der Kunst im öffentlichen Raum ist somit nicht mehr gegeben. Über das "Sondervermögen des Landes" zur Finanzierung der Kunst im öffentlichen Raum ( 1% der Gelder für Baumaßnahmen des Landes, vormals für Kunst am Bau veranschlagt) verfügt nun offenbar ebenfalls das Universalmuseum Joanneum und dessen Leitung hat auch gleich eine Kürzung um 50 % verfügt - von bisher jährlich 1 Mio. Euro auf nun 500.000 Euro, darin Betriebs- und Personalkosten gedeckelt mit 150.000 Euro. Der Leiter des Instituts für KiöR, Univ.Doz. Dr. Werner Fenz, und seine Assistentin Evelyn Kraus sehen sich außerstande, ihre Arbeit nur annähernd wie in den vergangenen vier Jahren fortzuführen. Sie haben die Konsequenz gezogen und gekündigt.

In den letzten Jahren wurden seitens des Instituts für KiöR Steiermark an die 100 Projekte realisiert, wobei das Institut als Auftraggeber für Künstlerinnen und Künstler fungierte. Diese für KünstlerInnen auch einkommensrelevante Einrichtung in der Steiermark scheint derzeit aufgelöst zu sein; jüngst eingereichte Projekte können aufgrund der Budgetsituation und der Fragen um Zuständigkeit hinsichtlich ihrer Realisierung auch vom Fachbeirat für bildende Kunst nicht bearbeitet werden - kurz: der Laden ist stillgelegt.

Statements des Kulturlandesrates lassen auf die beabsichtigte Änderung des Kulturförderungsgesetzes schließen, womit nachträglich auch alles rechtens gemacht wäre. Während vergleichbaren Institutionen in Wien und Niederösterreich, die mit Kunst im öffentlichen Raum befasst sind, die verdiente Anerkennung gezollt wird, international die Aufmerksamkeit zunehmend der Kunst im öffentlichen Raum gilt, fährt man in der Steiermark bewusst in die kulturpolitische Gegenrichtung.

Wir sind empört und haben einen Brief aufgesetzt, der an alle Abgeordneten zum steirischen Landtag gesendet werden soll. Wenn Sie unsere Empörung teilen, bitten wir um Ihre Unterschrift unter: http://www.sinnlos.st/kioer (siehe Verlinkung am Ende dieser Seite).
Für die Erstunterzeichner und
mit freundlichen Grüßen
Wenzel Mracek

Verfasser/in:
Wenzel Mracek
Tschavgova Karin

zum heute im "Standard" erschienenen Interview mit dem Titel "Mit Anstand in magere Zeiten hinüberretten": Die gespielte Naivität und Unwissenheit von Pakesch in diesem Interview, wenn er sagt, dass seines Wissens nach die künstlerische und administrative Arbeit des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum "aus dem ganz normalen Kulturbudget finanziert wurde", lässt mir die Galle hochgehen. Die Frage sei erlaubt, welche Qualifikation ein Leiter eines derartigen Imperiums, wie es das Joanneum Universalmuseum sein wird, haben muss. Müsste es nicht Teil der (Qualifikations-)Basics eines derartig verantwortungsvollen Postens sein, die gesetzlichen Bestimmungen zur Unterstützung und Förderung der (ab jetzt) hauseigenen Kulturarbeit genauestens zu kennen (um auf ihrer Einhaltung beharren zu können)?
Ich ärgere mich auch über Journalisten, die bei solchen ausweichenden Antworten nicht sofort nachhaken und damit derartige Behauptungen widerlegen. Kein Wort der Nachfrage auch bei der von Pakesch vollmundig behaupteten, aber nicht näher erklärten Übersiedlung des Instituts ins Joanneum "aus wohlweislichen Gründen". Wie bitte? Und leider auch kein Mumm, die angesagte Evaluierung des Instituts, die "den Rest des Jahres in Anspruch nehmen wird" in Frage zu stellen. Hat Pakesch nichts Besseres zu tun in Zeiten des Sparens, kurz vor der Fertigstellung und mitten in der Umstrukturierung des Hauses, als eine international von allen Seiten anerkannte und für seine Arbeit geschätzte Institution prüfen zu lassen?

Mi. 29/06/2011 8:27 Permalink
Michaela wambacher_www

Zitat aus einem Interview, das Thomas Rottenberg mit Dario Fo geführt hat(erscheinen am 06.06.2011, im Standard) und auch auf die hiesige Kulturpolitik zutrifft: "Es stimmt nicht, dass wir heute freier sind. Gerade in Italien wollen die Herrschenden, dass alles ihrer Aufsicht unterworfen sein soll, ganz besonders die Kultur. Denn Kultur ist heikel. Also muss man sie streichen, die Gelder kürzen. Das ist eine subtile, umso effizientere Methode, das zunichte zu machen, was Geist, Fantasie oder Vorstellungskraft erschaffen können. Das ist der erste Schritt der Zensur. Und diese angebliche Akzeptanz von ironischer Kritik kenne ich: Immer wenn eine Aufführung gut ankam, meldet sich die Macht sehr rasch und versucht, das abzudrehen: Es ist eine ziemlich miese Zeit - für Komiker, Kritiker und sogar für Hofnarren."...

Mi. 29/06/2011 8:43 Permalink
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