07/03/2025

Den EU-weit ausgeschriebenen, offenen, einstufigen Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren zur Erlangung von Vorentwurfskonzepten für die Erweiterung, Sanierung und Umstrukturierung der VS Bertha von Suttner und MS Albert Schweitzer im Grazer Stadtteil Gries konnte das Team von Pernthaler Architekten aus Graz für sich entscheiden. Man setzte sich gegen 36 Mitbewerberinnen bei einstimmiger Juryentscheidung durch.

Gemeinsam mit städtischen Politiker:innen präsentierten die projektverantwortlichen Architekten Markus Pernthaler und Nikolaus Strasser heute den Wettberwerbserfolg. Architekt Markus Pernthaler realisierte in Graz bereits mehrfach ausgezeichnete Projekte wie das Messequartier und das Rondo, zudem Großkomplexe wie die Chirurgie des LKH. 

Die Einreichplanung für die Schulen soll noch 2025 erfolgen, während ein Baustart für Sommer 2026 geplant ist, sodass mit einer Fertigstellung im Jahr 2028 gerechnet werden kann, „sofern die nötigen Beschlüsse in den Gremien rechtzeitig gefällt werden“, laut Stadtbaudirektion.

Aktuell kalkuliert man die Gesamtkosten auf ca. 37,3 Mio. Euro inklusive Umsatzsteuer und zeigt auf politischer Seite Umsetzungswillen trotz knapper Stadtbudgets. In den vergangenen zwölf Jahren investierte die Stadt Graz 200 Millionen Euro in Bildungsbauten und reduzierte damit den Investitionsstau. Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner fasst zusammen, was auf der Hand liegt: „Mit dem heutigen Siegerprojekt stehen wir an der Startlinie dieses Projekts, in weiterer Folge braucht es dann auch die notwendigen Mittel, um diesen innovativen Bau umzusetzen.“

07/03/2025

Wettbewerbsmodell

©: Redaktion GAT

Wettbewerbsentwurf, Plakat 1

©: Architekten Pernthaler ZT-GmbH

Wettbewerbsentwurf, Plakat 2

©: Architekten Pernthaler ZT-GmbH

Wettbewerbsentwurf, Funktionsaufteilung

©: Architekten Pernthaler ZT-GmbH

Visualisierung mit markantem Baumbestand und dem Bestandsgebäude der Mittelschule Albert Schweitzer im Hintergrund.

©: Architekten Pernthaler ZT-GmbH

Geht man momentan die Lagergasse in Graz vom Stadtzentrum aus Richtung Süden entlang, beeindruckt in einer sanften S-Kurve allen voran ein stattlicher, gut gewachsener Baum. Dahinter zwei leicht gealterte Schulgebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert und ein Sportplatz mit Ballnetz und Rollrasen.

Ende 2024 wurde für diesen Ort ein europaweit offener Wettbewerb ausgelobt, dessen Ziel es war, beide Schulgebäude zusammenzufassen und mit weiteren Funktionen zu einem innovativen Schulstandort umzubauen. So war ein zentrales Zahnambulatorium in den Entwurf zu integrieren und entsprechende funktionale Eigenständigkeit zwischen den Schulen und dem Ambulatorium zu planen.

Der als Wettbewerbssieger prämierte Entwurf des Architekturbüros Pernthaler umfasst mehrere Vorschläge, die Gespür für die innerstädtische Nachverdichtung zeigen. So ist insbesondere der in der Lagergasse aufgeweitete Platz – die S-Kurve mit dem markanten Baum – von den Architekten in den Wettbewerbsplänen explizit gestaltet, womit man über das Wettbewerbsgrundstück hinaus die räumlichen Übergänge im Blick behält. Markus Pernthaler hebt den Platz und die notwendige Finanzierung hervor, um dessen Relevanz für den Erfolg des Neubaus Nachdruck zu verleihen. Auch der Baum soll erhalten werden, weshalb Teile eines angrenzenden Kellergeschosses im Boden verbleiben, um Baumwurzeln nicht zu beschädigen.

In zwei Bauphasen soll bei laufendem Schulbetrieb erst die Volksschule neu gebaut und dann die Mittelschule umgebaut werden. Mit 8 Volksschul-Klassen, 12 Mittelschul-Klassen, 2 Polytechnische-Schulklassen, 4 Partner:innenklassen, Sportanlagen und einem Schul-Zahnambulatorium musste reichlich Programm auf etwa 6.200 qm Nutzfläche organisiert werden. Das Raumangebot wird im Vergleich zum Status quo also kräftig ausgebaut. In Zukunft sollen 550 Kinder einen Platz in den beiden zentral gelegenen Schulen finden und ganztags betreut werden. Die von der Stadt herangezogenen Prognosen vermitteln, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Schulkinder im Stadtteil Gries bessere Lern- und Spielbedingungen brauchen werden. Zudem soll der umgebaute Schulstandort auch in der Freizeit für die Kinder nutzbar sein.

Das Schulgrundstück wird im Osten vom Grieskai, im Süden von der Stadlgasse sowie im Westen von der Lagergasse begrenzt. Durch den längs der Grundstücksseite gesetzten Zubau an die bestehende Mittelschule erhält nicht nur die Volksschule ein neues Gebäude, sondern auch die Platzverhältnisse und damit die Hofsituationen werden neu sortiert. Wo bisher ein Rasensportplatz war, wird der Blockrand geschlossen und ein Ruhehof entsteht. „Ein Rückzugsort und ein sicherer Raum für unsere Kinder“, betont Schulleiterin der Volksschule Barbara Gmeiner. Ein großer Pausen- und Spielhof soll auf der anderen Gebäudeseite zwischen Lagergasse und Lendkai platziert werden.

Es gab wenig Platz für das geforderte Raumprogramm, laut Architekt Pernthaler, und ohne "paradoxen" Ansatz wären die Ziele nicht erreichbar gewesen. So habe man die geforderten Sportanlagen auf das Dach des Zubaus gesetzt. Das ziehe natürlich besondere Ansprüche an Statik und Konstruktion des Holzbaus nach sich. Auf Holzbau besteht der Architekt trotzdem und rechnet den CO2-Ausstoß eines vergleichbaren Betonbaus vor. Mit dem Material setzen Pernthaler und sein Team auf die Reduktion klimaschädlicher Emissionen.

Die Dachnutzung sei für die Umsetzung des vielfältigen Raumprogramms unverzichtbar, zumal die Schulen auf Ganztagsbetreuung setzen und Kinder wesentlich mehr Zeit als die Unterrichtszeit vor Ort verbringen werden, ergänzt auch Schulleiter der Mittelschule Albert Schweitzer Thomas Papst. Ebenso wie seine Kollegin Gmeiner ist er bereits seit der Phase-0 in die Wettbewerbsausschreibung und -entscheidung eingebunden. Gemeinsam soll man auch in Zukunft in die Umsetzung involviert sein.

Innenräumlich muss das Mit- und Nebeneinander aus Mittelschule, Volksschule und Zahnambulanz gelöst werden. Sowohl visuelle als auch funktionale Abgrenzung zwischen den Nutzer:innengruppen sowie gemeinsam genutzte Flächen sind notwendig. Der Entwurf sieht deshalb eine große Aulafläche vor, vom Architekten Pernthaler als Herzstück bezeichnet, die gleichzeitig Eingang, Begegnungsraum und Veranstaltungsort für beide Schulen sein kann. Eine gemeinsame Sporthalle „schwebt“ ein Geschoss darüber und ist ebenfalls von beiden Schulen aus zugänglich.

Dem Zubau muss der bestehende Volksschulbau weichen. Ob Abriss oder nicht, ist eine Entscheidung, die Pernthaler auch in Zukunft lieber in der Hand der Architektinnen und Architekten wissen will, also besser nicht vorab in den Ausschreibungen durch politische Hand vorgegeben sieht. In dem Fall der Bertha von Suttner Schule gewinnt der Schulbetrieb langfristig an Qualität und an pädagogischen Räumen, die ohne Abriss, laut Architekt, nicht in dem hohen Maß anzubieten wären. Man schließt ein Recycling einzelner Elemente nicht aus. „Schöne Böden seien eventuell wiederverwendbar, städtebaulich war ein Erhalt beider Bestandsgebäude nicht haltbar“, hebt Pernthaler hervor.

Vonseiten der Stadtbaudirektion formuliert man wesentlich mutiger bezüglich der Nachhaltigkeit des Projekts. Es überträfe die geforderten Klimastandards deutlich. Heizwärmebedarf, Primärenergieverbrauch und CO₂-Ausstoß lägen weit unter den Vorgaben. Photovoltaikflächen auf dem verbleibenden Bestandsgebäude seien in Prüfung und innovative Lösungen wie Geothermie mit Tiefsonden, Fassadenbegrünung, Holztafelbauweise und Reduktion der unterirdischen Flächen sollen den ökologischen Fußabdruck minimieren. Holzbauweise, ökologisch motivierte Gebäudetechnik und die städtebauliche Setzung des Entwurfs waren entscheidend für den Wettbewerbsgewinn. "Diese Maßnahmen unterstreichen die Zukunftsfähigkeit des Projekts", formuliert dann auch die Jury.

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Die Preisgerichtssitzung fand am 3. und 4. Februar 2025 statt. Als Jury geladen waren, laut Bekanntmachung, u.a. Arch DI Eva Hierzer, Arch Mag arch Sandra Gnigler, Arch DI Patrick Lueth, DI Martin Bukovski, DI Vanessa Bauer, DI Günter Fürntratt, DI Alexander Feuchter.

In der Zeit von 10. bis 24. März 2025 werden die eingereichten Wettbewerbsbeiträge im Bauamtsgebäude der Stadt Graz, Europaplatz 20, 5. Stock ausgestellt.

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