20/08/2009
20/08/2009

Conrad-von-Hötzendorf-Straße 10, 8010 Graz

Nikos Grigoriadis. Fotos: Emil Gruber

KIZ RoyalKino eröffnet an neuem Standort.

Langsame Aufblende.
„Damals wurden Säle noch tageweise gemietet, ich glaub in fast jedem Kino von Graz, das es damals gegeben hat“. Ein verschmitztes Lächeln entsteht im Gesicht von Nikos Grigoriadis, wenn man ihn nach der Anfangsgeschichte des KIZ befragt. Seit über dreißig Jahren ist er dabei, seit 1986 Leiter und Geschäftsführer.

Erst am 7. November 1978, „am Jahrestag der russischen Oktoberrevolution“, schmunzelt Grigoriadis wieder, eröffnete das KIZ im Augartenkino seinen ersten festen Standort. Die Verwirrungen des jungen Törleß von Volker Schlöndorff spielte man zur Eröffnung. Auch hier wurde am Beginn das Kino noch tage-, später dann monatsweise gemietet. 1984 gab es den ersten langfristigen Vertrag.
Schnitt.

19. August 2009 am späten Nachmittag, im Vorraum des ehemaligen Royalkinos in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße. Niko Grigoriadis hinterlässt mit seinen Schuhen tiefe Spuren im Sägemehl am Boden. Er bahnt sich seinen Weg, vorbei an einem eben erst ausgepackten neuen Lüftungsschacht, durch einen Wirrwarr von Handwerkern und gibt Anweisungen. Noch etwas mehr als vierundzwanzig Stunden, dann soll hier als Eröffnung der Lauf der Geschichte mit Tarantinos Inglourious Basterds verändert werden.

Rückblende.
Das KIZ ist gesiedelt. Im alten Augartenkino hatten Investoren eine neue Möglichkeit der Geldvermehrung entdeckt, der Vertrag mit dem Kino wurde nicht verlängert. Die anfänglichen Befürchtungen, eine der wenigen noch bestehenden Institutionen der klassischen Programmkinos zu verlieren, haben ein Ende. Happy ist Grigoriadis noch nicht ganz, der Umbaufilm darf keine Überlänge haben und noch viele alternative Enden tun sich auf. „Aber wir schaffen das“, lässt sich der Chef nicht aus der Ruhe bringen. „ Wir machen erst einmal das Allernotwendigste“, sagt er, „ damit die Publikumsversorgung garantiert ist“. In den zwei Wochen seit der Schließung des alten Standortes wurden vorerst die bestehenden Mängel behoben, die Technik gewartet. Die endgültige Fertigstellung wird noch bis Oktober dauern.

Mit 300 000 Euro, von der Stadt Graz zur Verfügung gestellt, werden drei Treppenlifte zu den Toilettenanlagen im Keller und zu zwei Sälen vollkommene Barrierefreiheit bieten. Der ursprüngliche Kassenbereich des Vorraums wird auf Notwendigkeiten reduziert, damit auch genügend Platz für den Cafegedanken des alten KIZ vorhanden ist. Zusätzlich werden in der warmen Zeit auch Parkflächen vor dem Eingang für einen Gastgarten genutzt werden. Für eine ideale Runderneuerung wäre nach Schätzungen von seriösen Gutachtern noch ein Vielfaches notwendig. Deshalb wurde auch alles, was eine Verwendung finden konnte, im ehemaligen KIZ demontiert. Nicht nur die Projektions- und Tontechnik, die auch bis Oktober mit der bestehenden im Royal fusioniert sein soll. „Möbel, Heizkörper, Sperranlage, von der Klomuschel bis zum Seifenspender, alles“, denkt Grigoriadis dabei noch mit ein wenig Wehmut an den alten Standort zurück, aber „ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung“, macht er deutlich.

Die Möglichkeit, nun drei Säle bespielen zu können, erlaubt Variationen, die im alten KIZ nicht möglich waren. Filme mit langer Laufzeit blockieren keine anderen mehr. Bei Themen- oder Länderschwerpunktveranstaltungen kann nun noch mehr Programm angeboten werden. „ Wir möchten erreichen, dass sich das ehemalige Royal zum internationalen Kino hin öffnet und das KIZ ins englischsprachige Kino wächst“. Grigoriadis will dem jeweiligen Stammpublikum weiterhin ihren Gusto lassen. Er ist sich sicher, das KIZ Royal mit Vielfalt
zu einem spannenden Ort des Weltkinos zu machen. „Mehr Service, mehr Besucher“, sagt er knapp.
Welchen Wunsch er sich gerne erfüllen möchte? Grigoriadis Augen blitzen auf. „Das Royal hat noch zwei alte 70 mm Projektoren. Die wieder in Schwung zu kriegen und Filme in dem Format zu zeigen, das ist für einen echten Kinogeher wie für einen Moslem der Haddsch.“
Dann taucht Nikos Grigoriadis, eins zwei drei, wieder rasch ins Gewühl der Handwerker ab. James Cagney könnte es nicht besser.
Schnitt.

Nachspann:
Das KIZ Royal startet sein Programm am 20. August 2009 mit der Premiere von Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ (englisches Original mit Untertitel)
http://www.inglouriousbasterds-movie.com/

PROGRAMM:
20. August 2009 (Eröffnung)
"Inglourious Basterds", ein Film von Quentin Tarantino
Mit Brad Pitt und Christoph Waltz
OmU-Version
Beginn: 20.00 Uhr, Ticketverkauf ab 18.30 Uhr.
Reservierungen sind ab sofort telefonisch möglich T 0316/82 11 86-0.

21. August 2009:
La teta asustada – The milk of sorrow von Claudia Llosa (Gewinner des Goldenen Bären bei der Berlinale 2009)
http://www.latetaasustada.com/multimedia/MILK_OF_SORROW.pdf

Die Herzogin von Langeais von Jacques Rivette
http://www.imdb.com/title/tt0781435/

Tapas von Jose Corbacho und Juan Cruz
http://www.imdb.com/title/tt0434382/KIZ RoyalKino
T 0316/82 11 86-0
C.-v.-Hötzendorf-Straße10,
8010 Graz

Verfasser/in:
Emil Gruber, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+