24/07/2023

Das macht wütend: die historisch, architektonisch und landschaftlich einzigartige Villa Luginsland wird in Zukunft von ihren Nachbarn geradezu zerquetscht. Bürger:innen machen jetzt per Flugblatt darauf aufmerksam.

24/07/2023

Flugblätter mit den Plänen für die Verbauung der Villa Luginsland in Laßnitzhöhe wurden vergangenes Wochenende verteilt und in die Postkästen von Anwohner:innen geworfen.

©: Redaktion GAT
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GAT hatte vergangenen Sommer berichtet, dass die architektonisch wie landschaftsräumlich wertvolle und denkmalgeschützte Villa Luginsland in Laßnitzhöhe durch exzessiven Neubau gefährdet ist. Damals dementierte der Ortsvorsteher etwaige Pläne oder Genehmigungen zu einem Zeitpunkt, an dem die ersten Bäume gefällt und der ebenso historisch interessante Gartenzaun bereits demontiert waren. Die Architekturhistorikerin Antje Senarclencs de Grancy führte in ihrem Artikel Villa Luginsland in Laßnitzhöhe auf www.gat.st aus, warum die Villa so wertvoll und so außergewöhnlich ist.

Mittlerweile ist klar, was BK Immo auf dem Grundstück neben die Villa bauen will. „Es sei eingereicht“ liest man online. Geschickterweise hat man vor der letzten Novellierung der Bebauungsdichteverordnung im Juni 2023 eingereicht. Nach neuer Verordnung hätte es das Projekt bedeutend schwerer bei der Genehmigung. Viel übrig von Luginsland bleibt nicht, sollte der Plan wirklich umgesetzt werden. Es fehlen bisher auch Sanierungsplänen der Villa selbst. Will man das letztlich gar nicht? Wie wenig den Bauträger die Villa schert, machen die Renderings auf dessen Homepage deutlich: Man muss gut hinsehen und Fantasie haben, um die schöne Villa, die letztlich ja dem ganzen Projekt Noblesse verleihen soll, zu entdecken.

Wie lässt sich diese Maximalbebauung mit politischen und gesellschaftlichen Zielen bezüglich der Reduktion von Bodenverbrauch und Bodenversiegelung zusammenbringen? Das Projekt des Bauträgers setzt knirsch direkt auf die Grundstücksgrenzen mit Stützmauern für Zufahrten auf und von der Gartenlage wird keiner der neuen Eigentümer je etwas haben, da es nach dem Neubau keinen Garten mehr gibt. Kein einziger Baum findet Platz auf dem Grundstück, laut veröffentlichten Darstellungen. Zwischen denkmalgeschützter Villa und einem drei Vollgeschosse zählenden Neubau wird ein breiter Parkplatz planiert – unfassbar (bau)kulturlos das Ganze. Der „Lug ins Land“ wird in Zukunft zum „Lug aufs Dach vom Nachbarn“.

„Retten wir die Villa vor dieser Bebauung!“ Einen alarmierenden Abgesang – einen Abschied – haben jetzt am Wochenende in Laßnitzhöhe engagierte Bürger:innen durch Verteilen von Flugblättern formuliert. Als „wehmütiger Ausklang“ bezeichnet man einen Abgesang. Im Falle der Villa Luginsland reicht Wehmut wohl nicht aus, um den Verlust des bedeutenden Baudenkmals auch nur annähernd zu beschreiben.

Anonymos

Ich habe von einer Familie aus Zagreb eine kleine Werbebroschüre der "Heilanstalt Laßnitzhöhe bei Graz" aus dem Jahr 1914 bekommen. Eine Ugroßmutter fuhr dorthin immer zur Kur.
Unter anderem sind die Verbindungen: ab Graz, ab Wien, ab Budapest, ab Agram und ab Triest darin angeführt. Ab Wien gab es sogar eine Direktverbindung über die Aspangbahn bis Bahnhof Laßnitzhöhe! Man sieht welcher Rolle die Laßnitzhöhe in der Monarchie spielte. Zu dieser Zeit ist wohl auch das Schmuckstuck "Villa LuginsLand" entstanden. Schade um die Chance den Ort wieder für einen nachhaltigen Tourismus jenseits der Kliniken, die per Helikopter erreicht werden zu attraktiveren. Mit den "E-bike Touris" gäbe es wieder einen Bedarf.
Wenn sich jemand für die Broschüre / Abbildungen Kurort / Preise 1914 / Behandlungen wie den Entzug von Alkohol, Nikotin, Morphium, Opium, Kokain sowie Schlafmittel (Choral etc.) interessiert, ein Durchblättern ist sehr lustig! Jördis Tornquist

Di. 25/07/2023 12:04 Permalink
P. Krug

Die Gemeinde hat eine Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Interesse. Wo ist das Ortsbildgutachten? Warum gibt es in der Gemeinde keinen Ortsbildschutz? Warum ist so ein Grundstück nicht bebauungsplanpflichtig? In einem Bebauungsplan könnte man festlegen, dass zuerst die Villa zu sanieren ist bevor der Neubau begonnen wird...
Der Eigentümer hat scheinbar 0 Interesse an der Villa, sonst hätte er sie schon längst begonnen zu sanieren...
Sehr traurig, weil schlußendlich wird man mit Wohnen im Luftkurort und im Park einer Villa werben wollen bzw. die Gemeinde wirbt jetzt schon mit ihren Villenwanderweg...

Mo. 24/07/2023 17:35 Permalink
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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