2017 war es, da trafen sich die Architektin Karla Kowalski und der Architekt Eilfried Huth zum „Tee am Dienstag“ im Kunsthaus. Man sprach über die Architektur im Allgemeinen, die eigene Motivation und über veränderte Bedingungen für das Bauen, kam aber immer wieder zum Kernthema und der Frage, welche Ideen und Aussagen in den Entwürfen einer Architekt:in auszumachen sind. Gesellschaftliche? Politische? Räumliche oder doch allein formal ästhetische?
Die Veranstalter:innen und die Studierenden, die die Reihe moderierten, verstanden es damals, die zwei unterschiedlichen Positionen Kowalskis und Huths im Gespräch über Partizipation und die Frage nach Form in der Architektur in Beziehung zueinander zu setzen. Ein lehrreicher, inspirierender und kontroverser Abend war den Zuhörer:innen sicher.
Karla Kowalski
„Die Bauten des Architektenteams Szyszkowitz + Kowalski bereichern die zeitgenössische Architektur seit Jahrzehnten durch eine vitale, unverwechselbare Formensprache und neue, aus dem Korsett geschlossener Systeme befreite Bautypologien“, heißt es auf dem Klappentext der Monografie Szyszkowitz-Kowalski Architekturen 1994–2010. Während man im GAT-Archiv den Beitrag Grazer Ikonen – erstaunlich wohnlich! von Gernot Reisenhofer liest, der seiner Verwunderung, ja eigentlich einer Art leichten Entsetzens Ausdruck verleiht, dass Gebautes von dermaßen konzeptionell und experimentell agierenden Architekt:innen wie Szyszkowitz.Kowalski + Partner auch bei den Aspekten Funktionalität und Behaglichkeit aus dem Einerlei der gebauten Masse hervorsticht. In Anbetracht der hohen Anzahl umgesetzter Bauten, fällt es schwer einzelne herauszupicken. Reisenhofer macht es trotzdem, widmet sich in seinem aufschlussreichen Artikel dem Haus am Berg und dem Haus im Tal. Damals war der „Zustand [der Gebäude] trotz des Alters (obwohl vorwiegend in Holz konstruiert) … erfreulich gut!“ 2024 muss man um das ein oder andere Werk „Grazer Ikonen“ leider bangen.
Eilfried Huth
Das Gegenüber am Teetisch, Eilfried Huth, vertritt mit gleicher Intensität eine bisweilen entgegengesetzte Haltung: Ein Ritter der Partizipation, ohne den die Architektur noch immer reiner Ausdruck eines einzelnen Masterminds wäre. Vielseitig und vielschichtig und in verschiedenen Kontexten aktiv – auch als Maler –, zeichnet sich Huth stets durch ein Zuhören aus und durch die große Idee, dass Architektur mit und für ihre Nutzer:innen gebaut werden sollte. Auch hier ein Blick ins GAT-Archiv: Maria Nievoll sprach 2005 mit Eilfried Huth an dessen 75-sten Geburtstag. Oder man folgt Huth als Maler, so wie es Wenzel Mraček 2012 macht: „Es handelt sich damit um Denkhaltungen übergreifende Architektur.“ Mraček zitiert in seinem Artikel auch einen Gedanken Bernhard Hafners über Eilfried Huth: „Er hat den Aufstand nicht nur geprobt. Er hat einen Einmann-Aufstand begonnen, inszeniert und mit wachsendem Erfolg auch zelebriert; den Aufstand gegen einen Wohnbau ohne Architekten und ohne Bewohnermitsprache.“ International schrieben schon früh Heinrich Klotz und Reyner Banham über die Entwürfe Huths.