11/10/2009
11/10/2009

Esther Schachner, Leiterin der Wohn- und Freizeitassistenz Graz: "Das Symposium ist meines Wissens österreichweit das erste in der Behindertenarbeit, das C02-neutral durchgeführt wird."

Ursula Gombotz, Bereichsleiterin für Wohnen und Freizeit: "Wir sind uns unserer Rolle als Multiplikatorin bewusst."

Was hat die alpha-nova-BetriebsGmbH in Graz mit dem Forum Alpbach, der Messe Innsbruck, dem Alpenverein und dem Festspielhaus Bregenz gemeinsam? Sie alle spielen österreichweit eine Vorreiterrolle in Sachen „Green Meetings“. Ursula Gombotz und Esther Schachner, Managerinnen des Symposiums „lebens:art[en]“ im Gespräch mit Gerlinde Knaus über „proved green“, Energieeffizienz, Bio-Produkte aus der Region und ökonomische Erfolge.

Frau Gombotz, Frau Schachner, was darf man sich unter einem ›proved green‹ Symposium vorstellen?

Gombotz: ‚Green Events‘, ‚green Conferences‘, ‚green Meetings‘ sind in Österreich und in vielen EU-Ländern große Themen. Es geht dabei darum, dass sozial nachhaltige und umweltverträgliche Überlegungen in die Organisation der Veranstaltung einfließen. alpha nova verfolgt in der Behindertenarbeit und in den Fachbereichen Wohnen und Freizeit schon länger einen nachhaltigen Ansatz und wir sind uns unserer Rolle als Multiplikatorin bewusst. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, ‚grün‘ bzw. ‚proved green‘ zu tagen. ‚proved green‘ ist eine Art Gütesiegel, der hohe Qualitätsanforderungen bescheinigt.

Schachner: Ein großer Vorteil ist, dass ich durch den Mountainbike Weltcup in Schladming bereits umfassende Erfahrungen in der Umsetzung von ‚Green Events‘ sammeln konnte. Der Weltcup wurde heuer bereits zum vierten Mal ‚proved green‘ durchgeführt und dafür erhielt er bereits mehrere Auszeichnungen.

Wie sieht die Umsetzung konkret aus?
Schachner: Konkret handelt es sich um die Themenfelder Mobilität, Abfallmanagement, Energieeffizienz, Catering, Gender Mainstreaming und Nachhaltigkeit. Unsere Veranstaltung ist CO2-neutral, das heißt, wir haben schon bei den Vorbereitungen darauf geachtet, dass möglichst viele CO2–Emissionen vermieden und Energiesparmaßnahmen eingesetzt werden. Schon bei der Auswahl des Veranstaltungsortes wurde auf Energieeffizienz geachtet. Die Messe Congress Graz BetriebsgesmbH hat das Gütesiegel Ökoprofit Graz. Die Hauptbelastung der Umwelt wird bei Veranstaltungen in der Regel durch die An- und Abreise der TeilnehmerInnen verursacht. Hinzu kommen Umweltbelastungen durch die Fahrten vor Ort. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir den individuellen PKW-Verkehr weitgehend vermeiden können. Wir kooperieren mit der ÖBB und den Verkehrsbetrieben, so dass es für die Anreise mit dem Zug oder Bus Fahrpreisermäßigungen gibt. TeilnehmerInnen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, könnten mit etwas Glück zwei ÖBB-Vorteilstickets gewinnen. Wichtig ist uns auch der Radverkehr. Wir haben darauf geachtet, dass es Abstellplätze für Fahrräder gibt.

Gombotz: Ich möchte auch unsere Aktion ‚mehr Wege zu Fuß‘ erwähnen. Wir legen dabei großen Wert darauf, dass die genauen Zeit- und Entfernungsangaben bei jedem Weg vermerkt sind. Die BesucherInnen haben dadurch die Möglichkeit, die Gehzeiten mit den Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel und dem Auto zu vergleichen. Was das Soziale anbelangt: Der Zugang zur Veranstaltung ist barrierefrei, ebenso die Homepage. Bei Bedarf gibt es eine Wegbegleitung und Übersetzungen in Gebärdensprache. Die Sprache ist selbstverständlich ‚gegendert‘ und auch bei den ReferentInnen und ExpertInnen haben wir auf Geschlechtergerechtigkeit geachtet.

Welche Maßnahmen sind bei der Verpflegung vorgesehen?
Schachner: Mit unserer Cateringfirma haben wir vereinbart, dass saisonale und regionale Lebensmittel mit einem 30%igen Bioanteil angeboten werden. Außerdem wird das hervorragende Grazer Wasser als Getränk während der gesamten Veranstaltung bereitgestellt. Speisen und Getränke werden übrigens ausschließlich in Mehrweggeschirr serviert. Dadurch können schon 90% vom Gesamtabfall vermieden werden und die Veranstaltung gewinnt an Esskultur.

Stichwort Abfallvermeidung. Welche Schritte setzen Sie hier?
Schachner: Wir haben auf Plakate und Flyer verzichtet. Wir verwenden fast kein Papier, wenn, dann nur jenes mit dem österreichischen Umweltzeichen und wir achten auf doppelseitige Ausdrucke. Die Vorankündigungen, Einladungen und Anmeldungen erfolgten ausschließlich über elektronische Medien. Neu ist auch, dass wir bei der Tagung mobile Infopersonen einsetzen, um das Infomaterial zu reduzieren. Dadurch, dass wir von der Energie Steiermark gesponserte USB-Sticks für unsere Tagungsunterlagen einsetzen, sparen wir ebenfalls viel Abfall.

Gombotz: Diese klimaneutrale Öffentlichkeitsarbeit finde ich spannend und es bleibt abzuwarten, ob wir mit unserem grünen Konzept genügend Menschen erreichen. Aber ich bin zuversichtlich.

Wie sind die Reaktionen auf die Neuerungen?
Gombotz: Besonders die Sponsoren reagieren auf unser Konzept sehr positiv. Wir haben dadurch zusätzlich Fördergelder und Sponsoringgelder gewonnen.

Danke für das Gespräch!

Green Events Austria
„Green Events“ berücksichtigen während des gesamten Organisationsablaufs Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte. Das Lebensministerium kooperiert mit dem Ökologie Institut und setzt in Österreich Standards für eine nachhaltige Gestaltung von Veranstaltungen in den Bereichen Sport, Kultur, regionale Feste, Konferenzen und Messen. Das Symposium „lebens:art[en]“ gilt als „Good Practice“ in dem Bereich „Green Meetings“.

Verfasser/in:
Gerlinde Knaus, Gespräch mit Ursula Gombotz & Esther Schachner, Managerinnen des Symposiums „lebens:art[en]“
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+