Kein Grund zum Feiern
Wenn gegenwärtig von der Architektur der Nachkriegsmoderne die Rede ist, geht es häufig darum, dass der Abbruch eines Gebäudes, das in den Jahrzehnten zwischen 1950 und 1980 geplant und errichtet worden ist, unmittelbar bevorsteht. Gewöhnlich werden in einem solchen Fall auch Argumente für einen Erhalt vorgebracht, etwa durch Hinweise auf die Bedeutung des jüngeren baukulturellen Erbes als Ausdruck des Zeitgeists oder mangelnde Nachhaltigkeit aufgrund von erhöhtem Energie- und Ressourcenverbrauch durch Abriss und Neubau.[1] In der Regel folgt aber trotzdem der Abbruch. Eines der derzeit prominentesten Beispiele für ein solches Vorgehen ist das Bundesgymnasium Völkermarkt. Bereits im September 2020 hat der ORF Kärnten über den Fall berichtet: Das „Gymnasium Völkermarkt wird neu gebaut. Eines der ungewöhnlichsten Schulgebäude des Landes, das Alpen-Adria-Gymnasium Völkermarkt, wird 2022 abgerissen. Zwei bis drei Jahre später soll das neue Gebäude fertiggestellt sein. 30 Millionen Euro sind dafür eingeplant, Ende des Jahres beginnt ein Architektenwettbewerb.“[2]
Ganz so schnell ging es dann doch nicht. Mit einer Verzögerung von zwei Jahren wurde im Sommer mit den Abrissarbeiten begonnen.
Bewachsener Hof im Bundesgymnasium Völkermarkt vor dem Abriss, 2021. Architektur Ottokahr Uhl 1974
Die Sanierung oder Erweiterung des Bestands wurde im Architekturwettbewerb gar nicht erst in Erwägung gezogen.[3] Argumentiert wurde unter anderem mit der maroden Bausubstanz des erst fünfzig Jahre alten Gebäudes. Die Architekten Ottokar Uhl und Herbert Thurner sowie die von ihnen unter anderem für den Bau in Kärnten adaptierte Idee der schwedischen SAMSKAP-Schulen finden im Zusammenhang mit der Neukonzeption der Bildungseinrichtung lediglich als knappe historische Referenz Erwähnung.[4] Dabei zählte „Ottokar Uhl (…) nicht nur zu den wesentlichen Protagonisten der österreichischen Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern zu den intellektuell profiliertesten Architekten. Sein Werk ragt über seine Zeit hinaus",[5] wie das Architekturzentrum Wien über den 1931 in Wolfsberg geborenen und 2011 in Wien verstorbenen Gestalter in seinem Nachruf schreibt.[6] „Architekt und Ermöglicher“ lautet auch die Überschrift eines Bands, der anlässlich des 70sten Geburtstags von Ottokar Uhl erschienen ist und unterschiedliche Beiträge zu seiner Art des Bauens und Denkens versammelt.[7]
Unterschätzte Nachkriegsmoderne
„Geht es mit einer Epoche zu Ende, so bleiben die Emanationen ihres Geistes, ein bunter Strauß an Hinterlassenschaften – Kunstwerke, Moden, Erfindungen, Theorien, gesellschaftliche Entwicklungen, Gebäude“,[8] fassen die Historiker Ernst Piper und Julius H. Schoeps im Vorwort zu ihrem Band „Bauen und Zeitgeist. Ein Längsschnitt durch das 19. und 20. Jahrhundert“ zusammen. Mit ihren Setzungen im öffentlichen wie im privaten Raum werden Architekturen der Nachkriegsmoderne noch immer vielerorts kontrovers diskutiert.[9] Was mit dem Abriss verschwindet, ist aber oft mehr als eine Oberfläche, mehr als Stahl, Beton und Steine. Es sind immer wieder auch sozialräumliche Begegnungsorte, die ideengeschichtlich mit Visionen für eine moderne Gesellschaft in Verbindung stehen.
„(…) Geschichtsschreibung“, stellt die Kulturwissenschaftlerin Theresia Hauenfels in ihrem Vorwort zu „Gebautes Kärnten. Ein architekturgeschichtlicher Aufriss von 1945 bis heute“ fest, „[ist] immer auch mit dem Blickwinkel dessen, der die Geschichte schreibt, und der Zeit, in der er dies tut, verbunden.“[10] Vielfach geht es aus heutiger Sicht zuallererst um an heutigen Vorstellungen orientierte Geschmacksurteile, die oftmals den Zugang zu historischen Konstellationen oder Prozesshaftigkeiten verstellen. Wenn etwas erst einmal als hässlich verschrien ist, macht sich kaum jemand die Mühe, hinter die sprichwörtliche Fassade zu blicken. Umso wichtiger ist es, sich selbst ein Bild zu machen. Neben dem Hingehen und Hineingehen braucht es in manchen Fällen auch ein Nachvollziehen der bereits historischen Ideen und Materialitäten, die hinter Verbundwärmeschutzfassaden, abgehängten Decken und Zwischenwänden verschwunden sind oder – wie im Fall der Modellschule in Völkermarkt – nie in den Vordergrund treten konnten, weil sie schon während des Bauprozesses durch Wechselwirkungen zwischen Verwaltung, Architektur, künftigen Nutzer*innen und Politik verändert wurden.
Das Alpen-Adria-Gymnasium kann als exemplarisch für eine Architektur in der Region, die im Austausch mit internationalen Positionen entstand, betrachtet werden. Das Gebäude wurde von Ottokar Uhl und Herbert Thurner zu Beginn der 1970er Jahre geplant und 1974 – ohne Beteiligung der Architekten – fertiggestellt. Wesentlich für ihren Entwurf war die Vision der schwedischen SAMSKAP Schulen.[11] „SAMSKAP ist eine Wortkürzung aus den Anfangsbuchstaben von ,Samverkan mellan Sydvästskänska kommuner, arkitekter och pedagogerʻ und bedeutet, frei aus dem Schwedischen übersetzt, soviel wie ,Interdisziplinäres Arbeitsteam von Schulbehörde, Architekten und Pädagogenʻ, eine Gruppe, die sich Ende der sechziger Jahre in Südschweden zusammenschloss, um gemeinsam auf Anregung der Behörden hin ein Programm zur Rationalisierung des Schulbaus und zur Erneuerung der Unterrichtsform auszuarbeiten“,[12] wie 1975 in der Schweizer Architekturzeitschrift Werk ausgeführt wurde. Bereits 1968 hatte sich eine Gruppe von Architekt*innen um Ottokar Uhl zu einer Studiengemeinschaft „Vorfertigung im Schulbau“ zusammengetan, um in Österreich ebenfalls Modellschulen zu entwickeln.[13] Die Schule in Völkermarkt war nach vergleichbaren Bauten in Wörgl und Imst die dritte Einrichtung, die daraus hervorging. Beim Bundesgymnasium Völkermarkt handelte es sich zudem um ein Geschenk des Bundes: das Land Kärnten erhielt die Schule aus Anlass der fünfzigsten Wiederkehr des Tages der Volksabstimmung.[14] Das von Ottokar Uhl und Herbert Thurner entwickelte Gebäude, ein „Flachbau (98,40 x 78 m groß und 5 m hoch), ist im Prinzip eine von oben belichtete Halle mit definierten fixen (Klassen, Lehreinrichtungen etc.) und offenen Raumbereichen (Kommunikation etc.), die einer Langzeitentwicklung angepasst werden können. Die bauliche Vorfertigung ist ein selbstverständlicher Bestandteil des Konzeptes. Architektur wird hier nicht als fertiges Produkt aufgefasst, sie wird gewissermaßen erst vollendet durch den jeweiligen Gebrauch, das heißt, ihre Leistung entsteht zum Teil durch den Benutzer.“[15]
Wesentliches Kennzeichen des Konzepts von Herbert Thurner und Ottokar Uhl war seine veränderbare Struktur. Flexible Wände ließen Klassenzimmer je nach Bedarf größer und kleiner werden. Im Gebäude waren unter anderem auch Räume eingeplant, in denen Schüler*innen jenseits des klassischen Unterrichts etwa für Gruppenarbeiten zusammenkommen können sollten. In den Modellfotos sind diese Intentionen besonders gut erhalten geblieben. Das Bundesgymnasium Völkermarkt „stellt in der österreichischen Architekturentwicklung den radikalen Versuch dar, den Bau als variables und flexibles räumliches ,Gerätʻ zu interpretieren, als Raumangebot an den Pädagogen, das nicht nur neue Formen des Unterrichts ermöglicht, sondern geradezu provoziert“,[16] schreibt der Architekturkritiker Friedrich Achleitner über die Idee des Schulgebäudes von Ottokar Uhl.
Ottokar Uhl. Architekt und Ermöglicher
Anlässlich des 70sten Geburtstags von Ottokar Uhl merkte Friedrich Achleitner außerdem an, dass der Architekt in seinem Schaffen „dem klassischen Prinzip, dem Mies’schen [van der Rohe] Weniger ist mehr eigentlich immer mißtraut [hat]. Sein Weniger geht in Richtung lebensnaher Genauigkeit, sucht die Übereinstimmung von Wirklichkeit und deren Wahrnehmung. Das ist eine andere Utopie, eine andere Sehnsucht der Moderne. Die Schönheit ist damit nicht der Glanz der Wahrheit, sondern des Wahren.“[17] Ottokar Uhl ist in Kärnten und Wien aufgewachsen. Unmittelbar nach der Matura an der Staatsgewerbeschule hat er für ein Jahr in der Planungsabteilung der Tauernkraftwerke in Zell am See mitgearbeitet, bevor er 1950 begonnen hat, in der Meisterklasse des Architekten Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste in Wien zu studieren. „Besonders beeindruckt und geprägt hat Uhl [dessen] (…) Reaktion (…) auf vorhandene Situationen“,[18] wie Bernhard Steger in Uhls Biografie schreibt. Nach verschiedenen Stationen in Büros und Universitäten, auf Vermittlung von Hans Hollein unter anderem in den USA, ist Uhl 1974 Egon Eiermann auf den Lehrstuhl für Bauplanung und Entwerfen an der Universität Karlsruhe nachgefolgt. 1994 wurde er emeritiert und hat seine Aufzeichnungen und Unterlagen noch zu Lebzeiten dem Architekturzentrum Wien (Az W) übergeben. „Uhls Interesse galt den Bauprozessen unter Mitwirkung der BenutzerInnen, den konstruktiven Möglichkeiten und den Materialien. Mit dem von ihm eingeschlagenen Weg fort von der Spezialistenkultur hin zu einer Kultur der Betroffenen besitzt sein Schaffen ungebrochene Aktualität“,[19] resümiert das Az W anlässlich seines Todes im Jahr 2011. Ottokar Uhl hat sein Denken und Gestalten mehr als vierzig Jahre lang schriftlich reflektiert. „Die Texte summieren sich zu einer kämpferischen Stellungnahme gegen die gängige Architekturpraxis.“[20]
Laut Friedrich Achleitner hat er es zwar „nie architektonisch inszeniert, ist das Risiko des Scheiterns jedoch immer eingegangen, und hat damit in seiner Architektur die Sensibilität für diese unsere existenzielle Frage bewahrt“ [21]. Die Versuchsanordnungen waren durchaus offen gedacht. Das schließt auch mit ein, dass etwas nicht aufgeht: weil etwa die Nutzer*innen mit der vorgeschlagenen Architektur nicht oder nicht das anfangen können, was vonseiten der Architekt*innen intendiert ist. Ottokar Uhl hat in seinen Texten selbst eine „Aufforderung zum gemeinsamen Handeln“ formuliert: „Bauen greift in unsere Lebensräume ein. Die sozialen, ökonomischen, rechtlichen, psychologischen und ästhetischen Folgen erfordern dringend ein wissenschaftliches Vorgehen, das Rückkoppeln, das Umsetzen eigener und anderer Erfahrungen. Verantwortlich handeln heißt, nicht nur ingenieurswissenschaftliche Methoden, Regeln und Normen fachgerecht anzuwenden, sondern vor allem soziale, ökologische und ökonomische Folgen unseres Handelns einzubeziehen.“[22]
Widerstreitendes Baukulturerbe
Die Bedeutung eines Baus als zukunftsweisende Errungenschaft kann schon in relativ kurzer Zeit keinen Bestand mehr haben, wenn seine Ideen im Wortsinne verstellt werden. Das kann im Rahmen einer Nutzungsänderung oder durch zusätzlich eingezogene Trennwände und Zwischendecken passieren. Bereits während der Planungs- und Bauphase kam es im Fall des Bundesgymnasiums Völkermarkt zu Reibungen und Kontroversen zwischen den Architekten und den Verantwortlichen auf Seiten der Administration. Am Ende wurden „sowohl die mechanische Lüftung des ganzen Gebäudes, als auch der Teppichboden, die Begehbarkeit des Daches sowie der überwiegende Anteil der demontablen und mobilen Wände (…) nicht bewilligt“,[23] was nach Einschätzung von Bernhard Steger im Wesentlichen mit den begrenzten finanziellen Mitteln für das Projekt zusammenhing. „Besonders muss die Architekten getroffen haben, dass für die Klassentrennwände gemauerte Wände verlangt wurden, was unter dem Gesichtspunkt, dass die Schule ein Modellprojekt im Rahmen einer Untersuchung zum Einsatz von Vorfertigung im Schulbau sein sollte, anachronistisch anmutet.”[24]
Wenngleich die Architekten versucht hatten, sogar auf der Ebene der Ministerien zu intervenieren, um ihr pädagogisch-architektonisches Projekt umzusetzen, gelang es Uhl und Thurner in der konkreten Umsetzung nicht, sich durchzusetzen.[25] Neben den Kosten, die ohnehin höher als der übliche Preis in der Region Völkermarkt lagen, spielte aber auch der Umstand eine Rolle, dass die Architekten eine andere Vorstellung vom Unterrichtsgeschehen hatten als ihr Gegenüber. Gleichzeitig gab es begründete Auseinandersetzungen, weil das ursprüngliche Konzept auch fensterlose Klassenzimmer vorsah.
„Abgesehen von den funktionell bedingten Aspekten, die dafür sprechen, daß die vorgenommenen Änderungen des Projektes wieder rückgängig gemacht werden, darf es auch nicht sein, daß die Lehrer, die in diesem Hause arbeiten werden, und die Öffentlichkeit begründeten Anlaß zu schwerster Kritik erhalten. Es steht hier ohnehin fast jeder Mensch dem Projekt noch mit größten Vorbehalten gegenüber und nicht wenige lehnen es rundweg ab, wie das eben bei neuen Dingen immer ist, die sich erst bewähren müssen und dann nach und nach auch anerkannt werden. Bleibt es aber bei den vorgesehenen Änderungen des Projektes, dann wird sich das Haus nicht bewähren können und, ich höre das schon jetzt, eben nicht nur den unbelehrbaren Spießer, sondern auch für vernünftige Menschen ein Musterbeispiel für einen Schildbürgerstreich und für Geldverschwendung sein und noch dazu jeden echten Fortschritt diskreditieren“,[26] heißt es in einem Brief des Kärntner Landesschulratspräsidenten an den zuständigen Bundesminister Leopold Gratz vom 23. April 1971.
Obgleich es pädagogische Ansätze in diese Richtung gab und sich auch im Schulsystem viel getan hat, „wurde und wird [die Modellschule] konventionell wie eine Schule mit dem gewohnten Klassensystem genutzt“[27] so Bernhard Steger in seiner Dissertation zu Ottokar Uhl. Darüber hinaus fanden im Laufe der Zeit weitere Modifikationen statt: so wurde unter anderem „das Flachdach erneuert und eine zusätzliche Wärmedämmung aufgebracht, wodurch das Gebäude einen Kranz aus braun eloxiertem Aluminium aufgesetzt bekam. Im Zuge der Erneuerung der Fenster wurden diese an der Außenwand vergrößert, so daß der notwendige Einsatz von Kunstlicht zumindest verringert und ein Blickkontakt nach außen hergestellt werden konnte.”[28] Es ist ein verlockender Gedanke, die nachträglichen Eingriffe im Rahmen des von Uhl geforderten Prozesscharakters zu lesen.
Bauten, so die Soziologin Silke Steets in ihrem Band zum „sinnhaften Aufbau der gebauten Welt“ [29] sind „wirklicher (…) als Rollen und Institutionen“, ziehen dadurch aber auch mehr Kritik auf sich, weil sie angreifbarer sind. „Mal stehen sie im Weg, mal sind sie nicht mehr verständlich oder die sie legitimierende Erzählung hat ihrerseits ihre Legitimation verloren. Verliert ein Gebäude seine gesellschaftliche Legitimation, wird es entweder abgerissen, baulich angepasst oder symbolisch neu aufgeladen.“[30]
Das Bundesrealgymnasium in Imst, das in den Jahren von 1970 bis 1973 nach den Plänen der Architekten Franz Kiener und Ferdinand Kitt in Fertigbauweise errichtet wurde, steht heute unter Denkmalschutz.[31] Das 1973 nach Plänen von Viktor Hufnagl fertiggestellte Bundesschulzentrum in Wörgl wurde in der jüngeren Vergangenheit um einen Erweiterungsbau ergänzt und weiterentwickelt. Wie der Architekturkritiker Hubertus Adam 2005 in der Neuen Zürcher Zeitung über die Transformation berichtete „… ist es dem Zürcher Architekten Peter Märkli in Zusammenarbeit mit Gody Kühnis gelungen, die Raum- und Materialqualitäten des Altbaus zu bewahren, ohne sich einer sklavischen Rekonstruktion zu befleissigen: Das Weiterbauen im Geiste der Entstehungszeit, aber mit heutigen Mitteln gelang hier auf vorbildliche Weise.“[32]
Die historische und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der dritten Modellschule hätte die einmalige Chance geboten, für die Neukonzeption einer Bildungseinrichtung der Frage nachzugehen, welche Vorstellung von Gesellschaft künftig durch Architektur ausgedrückt werden kann und soll. Darüber hinaus hätte die Weiterverwendung der baulichen Struktur zu spannenden räumlichen Lösungen führen können, wie vergleichbare internationale Projekte aber auch ganz in der Nähe die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt exemplarisch aufzeigen. Stattdessen fand in Völkermarkt am 21. Juni 2024 eine Abrissparty unter Beteiligung von Schüler*innen und Lehrer*innen statt.[33] Unklar ist, was es eigentlich zu feiern gab. Bei allen, die in diesem außergewöhnlichen Fall am Weiterbauen und Weiterdenken interessiert gewesen sind, herrschte schon davor Katerstimmung. Mit Blick auf andere ebenso kontrovers diskutierte Fälle stellt sich deshalb vor allem eine Frage: Wann ist diese Party endlich vorbei?
_______________ Quellen
[1] In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene Initiativen gebildet, die auf den ungeheuren Verbrauch und die Verschwendung von Ressourcen im Zusammenhang mit Abbrüchen aufmerksam machen, unter anderem Countdown 2030 in der Schweiz, das Haus der Erde des Bundes Deutscher Architekt*innen oder House Europe auf europäischer Ebene. Während das Pariser Architekturbüro Lacaton & Vassal für seine Arbeiten mit bestehenden Strukturen 2021 mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, und dem Beispiel immer mehr Initiativen folgen, wird weiterhin abgerissen und neu gebaut. (Wojciech Czaja: Pritzker-Preis für französisches Architekturduo Lacaton und Vassal. In: Der Standard, 16. Mai 2021.) Auch in der Praxis war das Thema zum Zeitpunkt der Ausschreibung angekommen, wie der gelungene Umbau der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt zeigt.
[2] Gymnasium Völkermarkt wird neu gebaut. In: ORF Kärnten, 7. September 2020, https://kaernten.orf.at/stories/3065600/, (9. September 2023).
[3] Alle prämierten Projekte nahmen den im Verfahren vorgeschlagenen Abriss und damit ein planiertes Grundstück zum Ausgangspunkt ihrer Planungen. https://www.wettbewerbe-aktuell.de/ergebnis/neubau-bg-und-brg-volkermarkt-142827#announcementOriginalHtml
[4] Vgl. Schulporträt Alpen-Adria-Gymnasium Völkermarkt. In: Architekturtage 2021, https://architekturtage.at/2021/tv/schulportraet-alpen-adria-gymnasium, (15. September 2023) und Wettbewerbsausschreibung Neubau des Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Völkermarkt und einer Zweifachturnhalle mit Bewegungsraum, S.17.
[5] Ottokar Uhl gestorben. In: Der Standard, 4. November 2011, https://www.derstandard.at/story/1319181976064/todesfall-architekt-ottokar-uhl-gestorben, (10. November 2023).
[6] Vgl. Jesko Fezer: Umstrittene Methoden – Architekturdiskurse der Verwissenschaftlichung, Politisierung und Mitbestimmung in den 1960er Jahren. Hamburg 2023.
[7] Vgl. Friedrich Achleitner, Michael Athanassiadis, Herbert Muck (Hg.): Ottokar Uhl – Architekt und Ermöglicher (Wiener Vorlesungen im Rathaus, 90) Wien 2002.
[8] Ernst Piper; Julius H. Schoeps: Vorwort. In: Ernst Piper; Julius H. Schoeps: Bauen und Zeitgeist. Ein Längsschnitt durch das 19. und 20. Jahrhundert. Basel; Boston; Berlin 2007, S. 7-8. Hier: S. 7.
[9] Christa Reicher, Jürgen Tietz, Yasemin Utku, StadtBauKultur NRW (Hg.): Big Beautiful Buildings. Die Nachkriegsmoderne im europäischen Diskurs. Essays. Als die Zukunft gebaut wurde. Dortmund 2019.
[10] Theresia Hauenfels: Gebautes Kärnten. Ein architekturgeschichtlicher Aufriss von 1945 bis heute. In: Aigner, Silvie: Architektur in Kärnten seit 1945 und Kunst im öffentlichen Raum heute (Band 2 der Publikation zur Ausstellung K08 Emanzipation und Konfrontation, 8. Juli bis 2. November 2008) Klagenfurt 2008, S. 16-59. Hier: S. 17.
[11] Ottokar Uhl. In: Austria Forum, https://austria-forum.org/af/Biographien/Uhl%2C_Ottokar, (11. November 2023).
[12] Mühlestein-Blom, Britt-Mari: Samskap – ein schwedisches Schulbauprogramm für „offene“ Schulen, in: Das Werk (Bern, Switzerland), 1975, Vol. 62 (1), S. 73-80. Hier: S. 73.
[13] Vgl. Bernhard Steger: Vom Bauen. Zu Leben und Werk von Ottokar Uhl. Wien 2007, S. 77 und https://www.demokratiezentrum.org/bildung/ressourcen/..., (10. November 2023).
[14] In der Volksabstimmung vom 8. Oktober 1920 stimmten die Bewohner*innen Kärntens mehrheitlich für einen Verbleib von Kärntner Landesteilen bei Österreich. Neue Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass die Wahl weniger eindeutig entschieden wurde als bisher angenommen wurde, sondern eine Eindeutigkeit im Laufe der Jahrzehnte über Praktiken des Erinnerns performativ hergestellt worden ist. Vgl. Neue Ergebnisse zur Kärntner Volksabstimmung 1920: Pressekonferenz stellt Forschungsergebnisse zu 100 Jahren Volksabstimmung vor, https://www.aau.at/blog/neue-ergebnisse-zur-kaerntner-volksabstimmung-1920-pressekonferenz-stellt-forschungsergebnisse-zu-100-jahren-volksabstimmung-vor/, (10. November 2023).
[15] Friedrich Achleitner: Ottokar Uhl, der Architekt. In: Friedrich Achleitner, Michael Athanassiadis, Herbert Muck (Hg.): Ottokar Uhl – Architekt und Ermöglicher (Wiener Vorlesungen im Rathaus, 90) Wien 2002, S. 13-26. Hier: S. 24.
[20] Kathinka Schreiber: Gegensätze. Wider die Bevormundung durch die Architektur. In: Elke Krasny, Claudia Mazanek (Hg.): Ottokar Uhl. Gegen-Sätze. Architektur als Dialog. Ausgewählte Texte aus vier Jahrzehnten. Wien 2003, S. 9-17. Hier: S. 9.
[21] Achleitner 2002: S. 26.
[22] Ottokar Uhl: Interdisziplinarität im Bauen und im Fach Architektur. In: Elke Krasny, Claudia Mazanek (Hg.): Ottokar Uhl. Gegen-Sätze. Architektur als Dialog. Ausgewählte Texte aus vier Jahrzehnten. Wien 2003, S. 119-121. Hier: S. 121.
[23] Bernhard Steger: Vom Bauen: zu Leben und Werk von Ottokar Uhl. Wien 2005. In: reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-21657, S. 83.
[26] Brief des Kärntner Landesschulratspräsidenten an den zuständigen Bundesminister Leopold Gratz vom 23. April 1971. In: Architekturzentrum Wien.
[27] Steger 2007: S. 83.
[28] Steger 2005: S. 68-69.
[29] Silke Steets: Der sinnhafte Aufbau der gebauten Welt. Eine Architektursoziologie. Berlin 2015, S. 205.
[30] Ebd.
[31] Bundesrealgymnasium Imst unter Denkmalschutz. In: Docomomo, https://www.docomomo.at/gebaeude/bundesreal-gymnasium-imst/, (10. November 2023).
[32] Hubertus Adam: Die Halle als Brennpunkt. Peter Märklis Erweiterung des Schulzentrums Wörgl, in: Neue Zürcher Zeitung, 29. November 2005, https://www.nextroom.at/building.php?id=19246, (10. November 2023).
[33] Petra Mörth: Absolventen „randalierten“ bei der Abrissparty im Alpen-Adria-Gymnasium. In: Kleine Zeitung, 22. Juni 2024, https://www.kleinezeitung.at/kaernten/voelkermarkt/18592752/..., (2. August 2024); Simone Jäger: Dieser Abriss wird in Völkermarkt ordentlich gefeiert. In: Kleine Zeitung, 21. Juni 2024,
https://www.kleinezeitung.at/kaernten/voelkermarkt/18567648/dieser-abriss-beschaeftigt-ganz-voelkermarkt, (2. August 2024); Simone Jäger: Abrissparty im Alpen-Adria-Gymnasium in Völkermarkt. In: Kleine Zeitung, 21. Juni 2024.
Rotti@inode.at
Wo führen die Zahlen im Text hin ???
Antwort auf Rotti@inode.at von Rotti
Zahlen im Text
...zu den Quellenangaben am Ende des Textes (aufklappen des gesamten Texts erforderich)