28/06/2025

Am 11. Juni 2025 verstarb in Graz a.o. Univ.-Prof. i.R. Dipl.-Ing. Dr.techn. Jörg Uitz im Alter von 78 Jahren. Er war aufmerksamer Forscher, prägender Lehrer, verlässlicher Kenner von Raumkunst und Möbelbau sowie sensibler Musiker. Bis 2012 leitete er die Möbelwerkstatt am Institut für Raumgestaltung der Technischen Universität Graz und vermittelte mehreren Generationen Studierender seinen Enthusiasmus für das Material Holz in allen Facetten und Anwendungen.

28/06/2025

Professor Ferdinand Schuster (l.) überreicht Jörg Uitz (r.) das Diplom, 1972

©: Jörg Uitz

Jörg Uitz erhielt den technischen Doktor und absolvierte sein Diplom an der Technischen Universität Graz bei Professor Ferdinand Schuster, mit dem ihm insbesondere die Auffassung verband, dass Architektur kein Selbstzweck und keine Selbstdarstellung ist, sondern die Verbesserung von gesellschaftlichen Missständen als Ziel hat. Lehrer Schuster und Student Uitz begeisterten sich für die Architektur, handwerkliches Können und die Musik. So schreibt Uitz z. B. über seinen Lehrer, „in Analogie zur Musik meinte er [F. Schuster], auch Architektur könne Unaussprechliches durch Artikulation des Raumes ausdrücken“, und war sicher ähnlicher Auffassung. 

Um den Studierenden Brücken zwischen Planung und Ausführung zu bauen, hatte Jörg Uitz gemeinsam mit Professor Josef Klose das Institut für Raumgestaltung mit einer Möbelwerkstatt erweitert, die er bis zu seiner Pensionierung leitete. Seine Kurse mit Praxisbezug waren nicht nur beliebt, weil Sägespäne, Schleifpapier und Leimgeruch eine seltene Abwechslung zwischen Vorlesungen und Referaten bedeuteten. Zusätzlich zu dem Einblick in eine handwerkliche Praxis erhielten Studierende durch Uitz Zugang zu einem immensen Wissen über Raum, Materialien und Details.

Uitz war ein Lehrender der leisen Töne, dessen Wirkung sich weniger in spektakulären Gesten als in kontinuierlicher, gewissenhafter Arbeit manifestierte. Generationen von Studierenden verdanken ihm ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Raum, Möbel, Material und alltäglichem Erleben. Jörg Uitz verstand es z.B., den Kosmos der Architektur und der Möbelgestaltung einprägsam anhand eines Alltagsgegenstandes zu vermitteln. Ein Löffel beispielsweise, den man so lässig in den Kochtopf steckt, ist mit den eigenen Händen gefertigt, ein zeitaufwendiges und herausforderndes Geduldsspiel. Er wird zum Werkstück, bei dem man einen klaren Plan, zeichnerische Fähigkeiten, ein ästhetisch geschultes Auge für Proportionen, Geometrie und Dreidimensionalität, Materialwissen und allen voran Durchhaltevermögen und Sorgfalt benötigt. Ein Training im Entwerfen und Realisieren für die Studierenden.

Sein wissenschaftliches Interesse galt nicht nur dem österreichischen Design. So dokumentiert seine Habilitation über den schwedischen Möbeldesigner und Innenarchitekt Carl Malmsten, „Carl Malmsten 1888–1972 Leben – Lehre – Werk“, aus dem Jahr 1998, eine intensive Auseinandersetzung mit skandinavischem Design und schwedischer Möbeltradition. Diese internationale Perspektive bereicherte seine Lehre an der TU Graz und machte ihn zu einem begeisternden Vermittler verschiedener Designkulturen.

Es waren das Holz in seiner Vielfalt, die Möbel und ihre variantenreichen Bauweisen – besonders Klappstühle hatten es ihm angetan – die Möbelwerkstatt und die Musik, gemeinsames Musizieren – Gstanzln wie Sinfonien und das theoretische Hintergrundwissen, die Jörg Uitz zeitlebens für wichtig nahm. Seinen vielen Leidenschaften ging er nicht einfach nur nach, er baute sie aus, begeisterte andere für diese und teilte sie mit denjenigen, die sie ebenso empfanden. Enthusiasmus prägte ihn genauso wie Anspruch und gesunder Ehrgeiz.

Unsere Wege kreuzten sich mehrfach, wenn auch immer nur kurz. Als Kollegen am Institut für Raumgestaltung der TU Graz, bei den Recherchen für die Ausstellung „Ferdinand Schuster Lehrer.Denker.Architekt“, in den montäglichen Proben des Grazer Universitätsorchesters und bei dem ein oder anderen Aufspielen steirischer Gstanzl im Quartett mit anderen Musikbegeisterten. Die gemeinsame Euphorie für die Violine verband natürlich. Ich habe ihn in Erinnerung als einen Menschen, der auf Gemeinschaft wert lag, tief mit anthroposophischen Grundsätzen und skandinavischen Gestaltungsansätzen verbunden war und verantwortungsbewusst wie mitreißend in seiner Rolle als Lehrer. 

Mir ham gspüt, mir ham lacht, 
jetzt muaß ma geh, des is so g'macht.  
A Liadl no, a Liadl …

Eine Trauerfeier im familiären Kreis findet am Montag, 7.7. 2025, um 12:00 Uhr in der Feuerhalle der Bestattung Graz GmbH statt.

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