23/09/2011
23/09/2011

Präsentation des siegreichen Entwurfs (v. li.): Mag. Mahdi Mekic von der Muslimischen Gesellschaft Steiermark, Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, der siegreiche Architekt DI Gerhard Springer, Stadtbaudirektor DI Mag. Bertram Werle und Juryvorsitzender Architekt DI Alfred Bramberger.

SIEGERPROJEKT, Schaubild. Planung: GSP Architektur, Arch. DI Gerhard Springer, Graz (Wettbewerbsplakate siehe im Anhang)

Das Grazer Büro GSP Architektur von DI Gerhard Springer gewann den geladenen Architekturwettbewerb für das Islamische Kulturzentrum in der Herrgottwiesgasse, das unter anderem eine Moschee, einen Kindergarten, eine Schule, Büros, Wohnungen und eine Mehrzweckhalle umfassen wird. Insgesamt nahmen acht ArchitektInnenteams an dem Verfahren teil. Mit dem Bau soll im kommenden Jahr begonnen werden.

Zwei Jahre lang war der Architekturwettbewerb für das Islamische Kulturzentrum der bosnischen Muslime vorbereitet worden - jetzt ging alles schnell: Nach einer zweitägigen Sitzung der fünfköpfigen Jury ging der Entwurf Grazer Büros GSP Architektur von DI Gerhard Springer ohne Gegenstimme als Sieger hervor. Platz 2 ging an jasarevic architekten bda (Mering; D), eine Anerkennung für seinen Entwurf erhielt das Badran Design Studio (Amman, Jordanien). Insgesamt neun Teams hatten sich an dem von der Muslimischen Gemeinschaft Steiermark - Kulturkreis der Muslime ausgelobten, geladenen anonymen Wettbewerb beteiligt. Nur zwei Tage nach dem Jury-Votum wurde der siegreiche Entwurf am 22. September in einer Pressekonferenz im Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt.

Für Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl haben sich die zwei Jahre intensiver Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den bosnischen Muslimen gelohnt: „Wir bekommen eine moderne Moschee, die ins Stadtbild einer zentraleuropäischen Stadt des 21. Jahrhunderts passt, von einem Grazer Architekten entworfen wurde und von muslimischen Grazern gebaut wird!" Die Stadt fördere keine Sakralbauten, daher obliege die Finanzierung des Acht-Millionen-Euro-Baus der muslimischen Glaubensgemeinschaft. Allerdings lebe Graz seit vielen Jahren den interreligiösen Dialog als Weg zu einem friedlichen Zusammenleben. Nagl: „Für mich ist es eine Frage des Respekts und steht außer Zweifel, dass eine staatlich anerkannte Glaubensgemeinschaft mit 18.000 Mitgliedern in Graz auch eine Moschee haben darf. Die Glaubensausübung erfolgte bisher in teils unwürdigen Gebetsräumen!"

Stadtbaudirektor DI Mag. Bertram Werle unterstrich neuerlich das Bekenntnis der Stadt Graz zum Wettbewerbswesen für größere Bauprojekte: „Es gibt uns die Möglichkeit, aus mehreren Vorschlägen zu einem Thema das bestgeeignete Projekt auszuwählen!" Beim Islamischen Kulturzentrum seien in den vergangenen beiden Jahren im Vorfeld eine Nutzungsstudie, ein Verkehrsgutachten und eine Raumverträglichkeitsprüfung erstellt worden, bevor gemeinsam mit der Stadtplanung der Architekturwettbewerb gestartet worden sei. Bei der Muslimischen Gemeinschaft Steiermark bedankte sich Werle, dass diese dem Wettbewerb zugestimmt hatte. Da das Areal keiner Bebauungsplanpflicht unterliegt, könne ab sofort bereits die Vorbereitung für die Umsetzung in Angriff genommen werden.

Juryvorsitzender Architekt DI Alfred Bramberger lobte das Siegerprojekt für seine „unaufgeregte Herangehensweise" an das schwierige Thema, mit der alle nötigen Funktionen souverän bewältigt würden. Die zurückhaltende Architektur füge sich in den bestehenden Grünraum der Umgebung gut ein und sei zudem in Etappen realisierbar.

Der siegreiche Architekt DI Gerhard Springer hob den Dialog mit islamischen Freunden hervor, der seinem Entwurf vorangegangen war. Im Zentrum des Kulturzentrums liege ein Hof als Stätte der Begegnung, auch über Religionsgrenzen hinaus. Die Moschee biete aber auch die Möglichkeit zum ruhigen Gebet. „Das ganze Projekt ist aber viel mehr als nur eine Moschee, das reicht über eine Schule und einen Kindergarten bis hin zu einer Multifunktionshalle, die auch Sportmöglichkeiten bieten wird!"

Der Sprecher der Muslimischen Gesellschaft Steiermark - Kulturkreis der Muslime, Mag. Mahdi Mekic, zeigte sich „mit dem Ergebnis des Wettbewerbs und dem Verlauf der Jurysitzungen sehr zufrieden. Wir sind der Überzeugung, dass das Gewinnerprojekt für die Stadt Graz einen besonderen Akzent im Sinn eines offenen Zusammenlebens sowie interkultureller Begegnungen setzen wird. Umso mehr freuen wir uns, dass ein Architekturbüro aus Graz unser Projekt realisieren soll!" Den Baustart erwartet Mekic im nächsten Jahr, je nach finanziellen Möglichkeiten erhofft er die Fertigstelle aller Bauetappen nach rund drei Jahren.

Realisierung in vier Bauabschnitten
Das Islamische Kulturzentrum in der Herrgottwiesgasse umfasst eine Moschee mit stilisiertem Minarett, dass rund 22 Meter hoch sein wird und keine Funktion aufweist, also weder begehbar ist noch Muezzin-Rufe aussendet. Sie soll mit dem als Kommunikationsort geplanten Hof und Garten als erster von vier Bauabschnitten verwirklicht werden. In Bauphase 2 sollen ein Kindergarten, eine Schule, Verwaltungs- und Bibliotheksräume sowie ein Jugendraum entstehen. In der dritten Bauetappe folgen ein Restaurant mit Gastgarten, Geschäfts- und Büroflächen zum Vermieten sowie Wohnungen und Gästezimmer. Der Bau einer Mehrzweckhalle wird das umfangreiche Islamische Kulturzentrum als vierter Bauabschnitt vervollständigen. AUSSTELLUNG:
Die Ausstellung aller Wettbewerbsprojekte findet in der Zeit von 07.bis einschl. 21.10.2011 im EG des Bauamtsgebäudes, Europaplatz 20, 8020 Graz statt.
Öffnungszeiten: MO–FR, jeweils von 08.00-16.00 Uhr

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