30/10/2011
30/10/2011

Architekturphotograf Paul Ott, Graz

Foto: Paul Ott

Anlässlich der Ausstellung paul ott photografiert | "memory of architecture", die am 26.10.2011 in FUGA Budapest Center of Architecture eröffnet wurde, sprach der ungarische Architekt Ferdinand Arpad mit dem Grazer Fotografen Paul Ott (das Interview wurde im Weblog von Ferdinand and Ferdinand Architects veröffentlicht; siehe LINKS am Ende dieser Seite).

ÜBER DIE AUSSTELLUNG:
In „Memory of Architecture“ thematisiert der Photograph Paul Ott anhand des berühmten mnemotechnischen Gesellschaftsspiels den theoretischen Diskurs um Photographie, Architektur, Gedächtnis und Erinnerung. Im Zentrum der Budapester Ausstellung stehen 66 Architekturphotographien, die den Betrachter auf der Suche nach je zwei zusammengehörenden Motiven vor die spannende Herausforderung stellen, sich mit der eigenen Wahrnehmung von Architektur auseinanderzusetzen.

Als Ausgangspunkt von Otts Photoausstellung dient das klassische „Memory“, das sich angesichts des quadratischen Bildformats, des schmalen weißen Bildrandes und des Prinzips der Paarbildung leicht wieder erkennen lässt. In dieser alternativen Version des populären Spieles werden aus den Karten jedoch großformatige Photos, die unverdeckt an der Wand hängen und keine identischen Motive bilden. Obwohl sich die einzelnen Bildpaare jeweils auf dieselbe Architektur beziehen, differenzieren der Standpunkt, Fokus, Zeitpunkt und andere Details der Aufnahme. Manchmal legt die Farbigkeit nahe, welche Photographien zusammengehören, während in vielen Fällen nur die tatsächliche Kenntnis der abgebildeten Architektur das Aufspüren des richtigen Bildpaares ermöglicht. Eine zusätzliche Besonderheit von „Memory of Architecture“ liegt in der Tatsache, dass der Grundriss des Ausstellungsraumes im Budapester Center of Architecture in seinem Aufbau einer klassischen Spiegelreflexkamera entspricht, wobei sich die gezeigten Photographien auf der Filmebene der Kamera befinden.

Paul Otts „Memory“ bietet mehr als einen kurzen Querschnitt durch das Oeuvre eines renommierten Architekturfotografen. Bereits die Art und Weise, wie ganz unterschiedliche Ansichten eines Gebäudes ein Paar bilden, verweist auf das kreative Potential der Architekturphotographie und legt ihre Rolle im Inszenieren des Gebauten offen. Damit wird einerseits der über eine reine Dokumentation hinausgehende, künstlerische Blick des Photographen sichtbar gemacht, anderseits die Tatsache, dass es der eigenen Anschauung bedarf, um Architektur zu begreifen.

Mit seinem „Memory“-Projekt verweist Paul Ott weiters auf die grundlegende Funktion von Photographie als externes Gedächtnis und Erinnerungsträger. Seit seinen Anfängen erfüllt das Medium in der Gesellschaft die kollektive Rolle eines „Speichers des Gedächtnisses“. Ob in der ritualisierten Betrachtung von Familienalben oder als Gedächtnisikonen im öffentlichen Diskurs, Photographien fixieren eine bestimmte Form von Vergangenheit, bestimmten die sinnstiftende Funktion des abgebildeten Ereignisses und dokumentieren, was als erinnerungswürdig wahrgenommen wird. Architekturphotographie ist ein Paradebeispiel für das photographische Gedächtnis, da bemerkenswerte Architekturen in erster Linie in Form von photographischen Bildern in das kollektive Gedächtnis eingehen und unsere Wahrnehmung von ihnen zu einem großen Teil auf „gelernten“ medialen Bildern beruht.

AUSSTELLUNG paul ott photografiert | "memory of architecture"
Ausstellungsdauer: 26.10.-15.11.2011
Öffnungszeiten: Mo-Sa 11.00-19.00 Uhr

Ausstellungsort: FUGA Budapest Center of Architecture
Petöfi Sandor utca 5, 1052 Budapest

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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