09/07/2009
09/07/2009

Am Podium (v. l. n. r.) Eberhard Schrempf (Creative Industries Styria, Geschäftsführer), Hans Schullin (new one by SCHULLIN GmbH), Roberta Maierhofer (KF Uni Graz, Vizerektorin für internationale Beziehungen, Franz Stelzer (TU Graz, Vizerektor für Forschung und Technologie) und Gerhard Heufler (FH Joanneum, Studiengangsleiter "Industrial Design"). Foto: pk

Graz wird sich dieser Tage um den Titel „City of Design”, den die UNESCO seit 2004 vergibt, und damit um die Aufnahme in das Creative Cities Network bewerben. In diesem Zusammenhang lud die Wirtschaftsabteilung der Stadt Graz im Rahmen der Reihe „Club der Zukunft“ im Juni zu einem Podiumsgespräch, bei dem es um Chancen und Herausforderungen ging.

Mit dem Projekt „City of Design“ will die Stadt Graz zum einen an den Erfolg und an die Aufbruchstimmung des Kulturhauptstadtjahres (Hans Schullin) anknüpfen. Zum anderen beruft sie sich darauf, dass die Kreativwirtschaft 2006 im Großraum Graz rund 1,5 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung erwirtschaftet hat und damit rund 40.000 Arbeitsplätze erhält (Studie „Kreativwirtschaft im Großraum Graz – Potenzialanalyse“). Laut Eberhard Schrempf (Geschäftsführer der CIS Creative Industries Styria) versucht die Stadt, die Wende von der produzierenden Industriegesellschaft zu einer Wissensgesellschaft zu nutzen und eine „Politik der Stärkefelder“ zu betreiben. Ziel sei in erster Linie die Netzwerkbildung, um den Trend der Wertschöpfung in der Kreativwirtschaft zu forcieren. Als 1995 die Studienrichtung Industrial Design (FH Joanneum) gegründet wurde, gab es lt. Gerhard Heufler (FH Joanneum, Studiengangsleiter Industrial Design) kaum Netzwerke unter den „Kreativen“, keine Bündelung der Kräfte und keine Plattform. Letztere wurde mit der CIS erfolgreich installiert, wie sich laut Hans Schullin anlässlich des Designmonats im Mai 2009 zeigte. Graz erfüllt für ihn alle Kriterien und Voraussetzungen, die er als Humus titulierte, um den begehrten Titel zu führen, u. a. wurde einmal mehr die Grazer Schule bemüht.

Roberta Maierhofer (KF Uni Graz, Vizerektorin für Internationale Beziehungen) sieht den Titel „City of Design“ dabei nicht als Bestätigung oder Auszeichnung, sondern als Auftrag im Sinne von Richard Floridas Wirtschaftstheorie „Creative Class“ zur Schaffung der Grundvoraussetzungen für ein positives Umfeld für die Förderung von Kreativität. Dabei gibt es drei Indikatoren, die für die Entwicklung einer Kreativwirtschaft notwendig sind: Technologie (Innovation und Konzentration), Talent (kreatives Potenzial) und Toleranz (Offenheit der Gesellschaft). Vor allem der Aspekt der Toleranz sollte auch im Hinblick auf die politische Kultur in den Mittelpunkt gestellt werden. Kreativität könne sich nur im Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen, dem Alten mit dem Neuen entfalten. Das regionale Umfeld brauche die Offenheit gegenüber den internationalen Einflüssen. Damit sollten wir alle tagtäglich gutes Design fordern – denn die Impulse kommen aus der Stadt. Das ist auch ein Auftrag an die Politik, Grundvoraussetzungen zu schaffen bzw. zu erhalten.

Anhand von Publikumsfragen wurden einige wesentliche Hardfacts genannt. Dass zum Beispiel die Bewerbungsschrift ein Magazin von 240 Seiten mit umfangreichen Bild- und Textteilen ist, das Ende Juli an die UNESCO Paris geschickt werden und anschließend im Handel (Vertrieb Morawa) erhältlich sein soll. Für die Bewerbung gibt es keine festen Modalitäten. Es kann frühestens im Frühjahr 2010 mit einer Entscheidung gerechnet werden. Das Publikum konnte einen Blick auf den Vorabdruck werfen, der von der CIS und dem City- of-Design-Board, einem beratenden 12-köpfigen Gremium der Stadtpolitik unter dem Vorsitz von Eberhard Schrempf, zusammengestellt wurde. Das Gremium erstellt nicht nur die Bewerbungsunterlagen, sondern übernimmt auch die Erarbeitung und Entwicklung der Positionierung von Graz sowie die Empfehlung von Projekten zur Umsetzung an die Stadt Graz. Die Einreichbedingungen und die Vorgehensweise bei der Auswahl von Projekten stehen noch nicht fest. Derzeit können Projektideen lediglich informell an Eberhard Schrempf herangetragen werden. Als sicher gilt, dass es die Projektumsetzungen nur mit der Verleihung des Titels „City of Design“ geben wird.

Die zentrale Botschaft an alle lautete an diesem Abend, frei nach Karim Rashid (*): „Wer ein gestaltetes Leben führen will, müsse alle Belange gestalten … und wir alle müssen diese Haltung mittragen.“ (sic!) „Wir bewerben uns!“, war der abschließende Aufruf der Podiumsteilnehmer, bevor es ans Buffet ging.

KONTAKT:
CIS Creative Industrie Styria GmbH
Marienplatz 1, 8020 GRAZ

T + +43 (0)316 890 598
F ++43 (0)316 890 598-15
office@cis.at

Verfasser/in:
Petra Kickenweitz, Bericht
Netzwerktreffen
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