16/09/2009
16/09/2009

Ausstellungsplakat

Das Pumpenhaus für die Wasserversorgung des ehemaligen Gefangenenlagers Knittelfeld, das letzte bauliche Relikt, das von dem auf einem riesigen Areal errichteten Lager übrig blieb.

Ausstellungsraum

Lageplan des Gefangenenlagers Knittelfeld, ganz links oben das Pumpenhaus am Rand des Lagers. Fotos: A. Senarclens de Grancy

"Die Entwicklung der Knittelfelder Neustadt vom Gefangenenlager zur aufstrebenden Wohngegend".
Noch bis 3.Oktober läuft in Knittelfeld eine äußerst sehenswerte zeithistorische Ausstellung, deren Besuch sich auch für Architekturinteressierte besonders lohnt.

Im Zentrum der Ausstellung GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT? steht ein Stadtteil im Nordwesten der obersteirischen Stadt Knittelfeld, genannt die „Neustadt“. Hier wurde im Ersten Weltkrieg auf einem riesigen Areal (rund 450.000 m²) ein Kriegsgefangenenlager – v.a. für russische Soldaten – errichtet, das 1915 wegen der Nähe zur Front zum Teil in ein Lazarett für die in der berüchtigten Schlacht am Isonzo verwundeten Soldaten umfunktioniert wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das aufgelassene Lager für Notwohnungen genutzt,
schließlich in den 60er-Jahren abgebrochen und das Areal in eine „normale“ Wohngegend verwandelt. Dieser sieht man ihre Geschichte heute nicht mehr an. Das Projekt widmet sich nicht nur der sukzessiven Umnutzung und historischen Entwicklung des Geländes, sondern wirft auch die Frage auf, inwiefern soziale Zuschreibungen und Vorurteile ein ganzes Stadtviertel und seine BewohnerInnen prägen und stigmatisieren können.

Beeindruckend viele Fotos wurden hier zusammengetragen, unter denen besonders jene aus der Zeit des Gefangenenlagers interessant sind. Sie zeigen nicht nur die Lebensbedingungen der bis zu 30.000 Kriegsgefangenen, sondern auch die provisorischen, zum Teil in Fertigteil-Bauweise hergestellten Holzbauten: Wohn- und Spitalsbaracken, Lager-Schwimmbad, Mehlmagazin etc.

Untergebracht ist die Ausstellung im ehemaligen, für die Wasserversorgung des Lagers errichteten Pumpenhaus, einem kapellenartigen Holzbau, der als einziges bauliches Relikt des Gefangenenlagers erhalten ist. Ein reich bebildertes Buch fasst die Ergebnisse der Recherchen zusammen und stellt das Thema in einen breiteren wissenschaftlichen Kontext.

GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT?
Die Entwicklung der Knittelfelder Neustadt vom Gefangenenlager zur aufstrebenden Wohngegend

Ausstellungsdauer: bis 3. Oktober 2009
Öffnungszeiten:
Donnerstag 9.00 – 15.00 Uhr
Freitag bis Sonntag 13.00 – 19.00 Uhr
Feiertag 13.00 – 19.00 Uhr

Ort:
Pumpenhaus des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Knittelfeld
Maßweger Straße, 8724 Spielberg bei Knittelfeld

Kurator: Dr. Gerhard Dienes

Wissenschaftliche und organisatorische Betreuung: Mag. Gundi Jungmeier

Begleitband:
Gerhard M. Dienes / Gundi Jungmeier (Hg.)
GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT?
Die Entwicklung der Knittelfelder Neustadt vom Gefangenenlager zur aufstrebenden Wohngegend
240 S., mit zahlreichen SW-Abb.
Leykam Verag, Graz 2009
ISBN: 978-3-7011-7652-6

Vorträge nach Ausstellungsende:

15. Oktober 2009, 19.30 h
Mag. Gundi Jungmeier: Die Neustadt – Viertelidentität und Vorurteile

19. November 2009, 19.30 Uhr
Zeitzeugengespräche – Diskussionsabend
Moderation: Gerhard Draxler (ORF) und Gerhard Dienes (Universalmuseum Joanneum)

Ort: Bezirksstelle des Roten Kreuzes in Knittelfeld, Gaalerstraße 4a und 6, SR 03 (Haus B)

Verfasser/in:
Antje Senarclens de Grancy, Empfehlung
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+