22/01/2012
22/01/2012

Aus dem Landesbudget der Steiermark wird der Bereich Kultur mit gerade 1,2 Prozent gefördert. Seit vergangenem Jahr werden infolge allgemeiner Sparmaßnahmen – dagegen ist im Prinzip ja nichts einzuwenden – diese 1,2 Prozent nochmals um ein Viertel verringert. Der steirische Wirtschafts- und Kulturreferent argumentiert, dass ja auch alle anderen Bereiche seiner Ressorts von aliquoten Kürzungen betroffen wären. Er wird mein Beispiel wahrscheinlich als den Apfel-und-Birnen-Vergleich bezeichnen, aber: Wäre das Projekt Spielberg, herrschte nicht die Zeit des Sparschweins, statt nur mit neun Millionen Euro Förderung vom Land Steiermark sonst mit 12 Millionen bedacht worden? Ein anderes Beispiel ist die Airpower in Zeltweg – zwei Tage Spritverbrennen um 800.000 Euro aus der Steiermark.
In Spielberg geht es um Tourismus und Motorrennen, anzunehmen ist, das Geld kommt aus Wirtschafts- und Tourismusbudgets; jedenfalls nicht aus dem Kulturbudget, würde der Landesrat seiner Natur gemäß wohl antworten. Unter Berücksichtigung der fraglos größeren Dimensionen – gesamte Wertschätzung in Zeltweg allerdings nur 3,5 Mio. –, den notwendigen Investitionen in die Wirtschaft der Regionen und einem gewissen Verständnis gegenüber moderaten Formen der politisch opportunen panem et circenses bleibt mein bitterer Nachgeschmack, denke ich allein an Investitionen in Form persönlichen Engagements seitens des Landesrats für sein anderes Ressort – die Kultur.
Was in die Wirtschaft ziemlich kataraktfrei fließt, wird in der Kultur respektive Kunst gekürzt. Unter dem Motto Die Großen retten die Kleinen wurde etwa dem biennalen Festival regionale das Budget zu seiner dritten Aufführung um 50 Prozent gekürzt. Und – sehe ich ein – mit zwei Millionen kann auch noch Respektables auf die Beine gestellt werden. Dass damit aber auch Aufträge an Künstlerinnen und Künstler, die gerade nicht „die Großen“ sind, gerade deshalb auf solche Honorare angewiesen sind, ausfallen, mag der Wirtschaftslandesrat, der auch für Kultur zuständig ist, nicht hören. Zudem kündigte er in einer Radiodiskussion an, nach Ende der regionale12 werde er evaluieren, dann wird sich zeigen, ob das Festival von „den Leuten“ angenommen wird. Mir schwant, dem von Kurt Flecker eingerichteten Festival will Christian Buchmann, sagen wir, entgegenhalten. Ähnlich geht es dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum. Nach wenig freundlicher Übernahme durch das Universalmuseum Joanneum wurde auch hier das Budget auf die Hälfte gekürzt, damit werden von „den Kleinen“ ebenfalls entsprechend wenige konsultiert. Abgesehen davon, dass er sich diesbezüglich als nicht zuständig bezeichnet, argumentiert Buchmann einmal mehr mit Sparmaßnahmen. Dass laut Kulturförderungsgesetz das Budget für KiöR aus einem Prozent der Landesbausumme und nicht aus dem Kulturbudget fließen sollte, habe ich mir erlaubt, in einem Gespräch mit dem Landesrat anzumerken. Donner und Blitz waren die Folgen und eine Gesetzesänderung wurde in den Raum gestellt.
Vorrangig und einer umfassenden Problemlösung zuträglich wäre es – wie auch gerade in einer Diskussion u.a. mit Kurt Flecker und Peter Weibel dringlich angesprochen – wenn Kulturpolitiker zu erkennen gäben, dass sie an den (intellektuellen) Inhalten ihres Ressorts tatsächlich interessiert wären. Schon die Formen des Umgangs mit Kulturschaffenden – ich habe Dinge erlebt und vernommen, die, schriebe ich sie hier nieder, sofortige Klagen zur Folge hätten – wären respektvollere, vielleicht empfindsamere.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek; In leicht gekürzter Fassung erstmalig erschienen in der Kronenzeitung am 28. 12.2011
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