Die Stadtbaudirektion Graz – Referat Hochbau lobte einen geladenen, anonymen einstufigen Realisierungswettbewerb nach dem Grazer Modell zur Erweiterung der Volksschule Viktor Kaplan und der Neuen Mittelschule Andritz, Andritzer Reichsstraße 35 in 8045 Graz, aus. Als Bauherrin tritt die Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH (GBG) auf. Die Ausgabe der Unterlagen an die zehn geladenen Büros aus Graz und Graz-Umgebung erfolgte am 13. August 2014 durch die Verfahrensbetreuerinnen grabner / konrad architektinnen, Abgabetermin war der 30. September dieses Jahres. Die Jurierung erfolgte am 14. Oktober 2014 unter dem Vorsitz von Architekt Gerhard Kreiner.
Aufgabe
Die VS Viktor Kaplan soll um vier Klassen auf insgesamt 16 erweitert werden, die dafür notwendige Infrastruktur ist bereitzustellen. Die NMS Andritz hat acht Klassen, diese werden im Moment als ausreichend erachtet, in einer zweiten Bauphase soll jedoch die fehlende Normturnhalle für sie realisiert werden. Weiters ist aufgrund steigender Nachfrage eine Erweiterung des, von den SchülerInnen beider Schulen genutzten, Ganztagesbereichs erforderlich.
Budget
In Bauphase 1 sollen die notwendigen 1.085 qm Nettofläche der Volksschule realisiert werden - dafür sind € 1,7 Mio. budgetiert. Weitere je € 100.000 sind für Brandschutzmaßnahmen, sowie Maßnahmen im Bestand vorgesehen.
In Bauphase 2 soll der Turnsaal für die Neue Mittelschule realisiert werden.
Baubeginn
Als Bauzeit für die erste Bauphase wird 2015 bis Schulbeginn 2016/17 angegeben. Es wird darauf hingewiesen, dass der Umbau bei laufendem und weitestgehend ungestörtem Schulbetrieb stattfinden muss. Der Turnsaal des zweiten Bauabschnittes soll bis Ende 2020 realisiert werden, einen genauen Zeitplan gibt es dafür noch nicht.
Preisträger
1. Preis: Hohensinn Architektur ZT-GmbH
2. Preis: Arch. DI Martin Brischnik
3. Preis: Rigler Architektur ZT-KG
Anerkennung: planorama ZT-GmbH
Weitere Teilnehmer
- Pittino & Ortner Architekturbüro ZT-GmbH
- GRAZT Architektur ZT-GmbH
- Arch. DI Eva Gyüre
- Arch. DI Hans Walter Tanos
- Arch. DI Christian Schnopfhagen
- Arch. DI Elisabeth Nöst-Kahlen
Gegenüberstellung von Architektenbeschreibung und Jurybeurteilung des Siegerprojekts
Auszüge aus der Beschreibung der Architekten
Unter dem Punkt Grundsätze halten die Architekten eine Entflechtung der Funktionen zwischen Volksschule und Neuer Mittelschule fest. Weiters wird angeführt, dass „im Zuge des 2. Bauabschnittes […] auch die Entflechtung der aktuell nicht zufriedenstellenden Situierung des gemeinsam (aber zu getrennten Zeiten) genutzten Speisebereichs für die Nachmittagsbetreuung erfolgen [sollte]“.
Die Architekten sehen „die Situierung eines 2-geschoßigen Neubaukörpers im Osten der Bestands-Volksschule mit entsprechender Anbindung als die einzig sinnvoll im vorhandenen Kostenrahmen darstellbare Lösung“.
„Der den Klassenräumen vorgelagerte Erschließungsraum weitet sich immer wieder auf und bildet somit den Klassen zugeordnete Gemeinschaftsflächen – sogenannte ‚Marktplätze’ – die sowohl als Lern- als auch als Freizeitzone genutzt werden können. Die Klassenräume stehen über verglaste Regaltrennwände bzw. über Schiebeelemente in einer Sicht- und Wechselbeziehung mit dieser Gemeinschaftszone. […] Um die unbefriedigende – weil in einem Randbereich der Neuen Mittelschule und relativ weit von der Volksschule entfernt gelegene – Situierung des Speisebereichs zu verbessern, wird dieser im 2. Bauabschnitt an die – strategisch wesentlich günstigere – zentrale Position im Schnittpunkt zwischen Volksschule und Neue Mittelschule verlegt.“
Jurybeurteilung
Erweiterung der VS als zweigeschoßiger, ost-west gerichteter Baukörper im Osten der VS. Durch diese pavillionartige Bebauung und die gelenkartige Anbindung an den Bestand bleibt die Bestandsstruktur erhalten. Die Nord-Südausrichtung des TS stärkt die bestehende Achse. Klare Zonierung von VS und NMS (Sichtbeziehung/Belichtung). Funktionell werden den neuen Klassen Marktplätze zugeordnet, entspricht somit den neuen pädagogischen Anforderungen und sie sind zweiseitig belichtet. Durch die zentrale Anordnung des Speisesaales ist die optimale Anbindung beider Schulen gegeben (Mehrfachnutzung/ Aufwertung Hof).
Ökonomie: Das Projekt liegt im Kostenrahmen. Ökologie: Das Projekt entspricht den Anforderungen.
Barrierefreiheit: Die barrierefreie Erschließung der VS erfolgt direkt nordseitig. Der Bewegungsraum der VS erfolgt über eine Rampe. Barrierefreie WC-Anlagen sind in beiden neugebauten Geschoßen dargestellt. Die neue zentrale Situierung des Speisesaals im 2. BA, wird auch aus Sicht der Barrierefreiheit besonders positiv bewertet, es werden dadurch kurze witterungsgeschützte Verbindungswege realisiert. Vom ostseitigen Schulhof der VS führen nur Treppen zum Freibereich und Sportplatz.
Stellungnahme Verkehrsplanung: Möglichkeiten zur besseren Positionierung der Parkplätze im Eingangsbereich sollten untersucht werden. Möglichkeiten zur Trennung der Zufahrt vom Zugang sollten untersucht werden.
Empfehlungen der Jury
Die Abtrennbarkeit des Speisesaales sollte berücksichtigt werden. In Hinblick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist in der Projektumsetzung größtes Augenmerk auf eine kostenmäßige Optimierung zu legen. Als mögliche Einsparpotentiale werden u.a. der Verglasungsanteil und die Schiebeelemente (Klassen, GTS) gesehen.
Die tatsächliche Ausführung der Trennwände zwischen den Klassen und dem Vorbereich ist noch bezüglich Funktion, Gebrauchstauglichkeit, Schallschutz und Kosten in engster Abstimmung mit dem Bauherrn und den Nutzern zu klären.
Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge
Alle Wettbewerbsbeiträge sind gemeinsam mit jenen für den Zubau der VS Peter Rosegger von 12. bis 28.11.2014 im Gang der Stadtbaudirektion, Europaplatz 20, 5. Stock an Werktagen von 8 bis 15 Uhr frei zugänglich ausgestellt.