15/10/2009
15/10/2009

Congresszentrum Zehnerhaus Bad Radkersburg. Foto: Paul Ott

Arch. DI Hans Gangoly bei seiner Eröffnungsrede im Congresszentrum Zehnerhaus Bad Radkersburg. Foto: E. mil

Kulturelles Zentrum in Lebing bei Rohrbach. Foto: E. mil

Eröffnungsfeier Congresszentrum Zehnerhaus Bad Radkersburg. Gestaltung der Brüstung: Walter Bohatsch. Foto: E. mil

Kulturelles Zentrum in Lebing bei Rohrbach. Planung: Arch. DI Klaus Kada, Graz. Foto: E. mil

Kulturelles Zentrum in Lebing bei Rohrbach.

Capitonia Julia und Sextus Sacretius Priscus. Foto: E. mil

Kulturelles Zentrum in Lebing bei Rohrbach. Die Grabbeigaben wurden in stehende Glasröhren eingearbeitet. Foto: E. mil

In den letzten Tagen wurden in der steirischen Region wieder einige bemerkenswerte Architekturprojekte eröffnet: Am 9. Oktober der Murturm in Gosdorf (Planung: terrain:loenhart&mayr, München/Graz), am 11. Oktober das Kulturelle Zentrum in Lebing bei Rohrbach (Planung Arch. DI Klaus Kada) und am 13. Oktober das Veranstaltungszentrum in Bad Radkerksburg, das sg. Congresszentrum Zehnerhaus (Planung: Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH).

> Murturm in Gosdorf
Planung: terrain:loenhart&mayr, München/Graz

Seit Freitag den 9. Oktober ist das südliche Grenzland der Steiermark um eine Attraktion reicher: Mit einem 27 Meter hohen Aussichtsturm erschließt die Gemeinde Gosdorf ihren Abschnitt des "European Green Belt", des Grünen Bands Europas, eines einzigartigen Naturgebietes, das aus dem ehemaligen Eisernen Vorhang entstanden ist. 168 Stufen führen BesucherInnen in eine Höhe von 27 Metern und gewähren so einen bisher unbekannten Blick über den Naturraum der Murauen. Der Turm, ausgeführt in Form einer Doppelhelix, stellt eine attraktive architektonische Sehenswürdigkeit dar.
Im Rahmen einer Bausteinaktion hat die steirische Bevölkerung einen finanziellen Beitrag zum Projekt geleistet. Künftig kann man sowohl mit dem Fahrrad über den Murwander- und radweg aus Richtung Fluttendorf sowie mit dem Auto (Parkplatz beim Röcksee in Misselsdorf, nur wenige Minuten Fußweg) der neuen steirischen Sehenswürdigkeit einen Besuch abstatten. Text: Landespressedienst

> Kulturelles Zentrum in Lebing bei Rohrbach an der Lafnitz
Planung: Arch. DI Klaus Kada, Graz

Am Sonntag, dem 11. Oktober 2009 präsentierte die Gemeinde Lebing bei Rohrbach an der Lafnitz ihr neues kulturelles Zentrum mit einem Denkmal, das Architekt Klaus Kada entworfen hat. Der Name der Gemeinde, im Althochdeutschen ‚HLEO’, bedeutet Grabstätte oder Grabhügel’.
1981 stieß der Grundeigentümer und Landwirt auf einen ihm verdächtigen Stein. Den hütete er sorgfältig, bis er 2005 den nächsten Puzzlestein fand. Nun rief er die ArchäologInnen des Bundesdenkmalamtes herbei. Diese legten sorgfältig eine Grabkammer mit dem Leichenbrand eines jungen, keltisch-römischen Ehepaares, Grabbeigaben und restliche Teile des Grabsteins frei. Die Grabbeigaben wurden restauriert, der Grabhügel über der Grabkammer wieder aufgeschüttet und die wiederhergestellte, ca. 2,80 Meter hohe, besonders schöne und interessante Grabstele genau an ihrem ursprünglichen Ort aufgestellt. Aus der Inschrift lässt sich viel über die Situation der Familie und die Zeit, in der sie lebte – um 200 nach Christi Geburt – erfahren. (Genaueres unter www.bda.at, siehe LINK)
Sowohl der Eigentümer als auch die Gemeinde Lebing erkannten den Wert des rund 1800 Jahre alten Grabes und suchten nach einer besonderen Form, um das Bauwerk zu schützen und zu konservieren. Kajetan Grill, Herr des benachbarten Schlosses Aichberg, Liebhaber und Sammler alter und moderner Kunst, vermittelte Architekt Klaus Kada. In Gesprächen mit den Lebingern und bei ‚Meditationen’ an diesem besonderen Ort wuchs eine Beziehung zu den Menschen und der Situation und daraus entstand das am 11. Oktober eröffnete ‚Denkmal’.
Es ist ein markantes Zeichen in der Landschaft. Wie eine überdimensionale, schützende Hand kragt die mächtige Betonkonstruktion über den Grabstein. Sie soll Erde und Himmel verbinden. Der Mensch, durch die Grabstele symbolisiert, wird darunter ziemlich klein.
Die Grabbeigaben, die dem verstorbenen Ehepaar das Fortleben nach dem Tod erleichtern sollen – Öllampe, irdenes Kochgeschirr, Glasflasche und Gewichte für den Webstuhl -, werden auf ungewöhnliche Art präsentiert: In vier stehenden Glasröhren hängen die in einer Flüssigkeit schwimmend konservierten Objekte – ein kleines Freilichtmuseum ist entstanden. Und auf Knopfdruck erklingen wie ein Windrauschen Rezitationen lateinischer Texte zu römischen Begräbnisritualen.
Text: EVA MOHRINGER-MILOWIZ

> Veranstaltungszentrum Bad Radkersburg
Planung: Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH, Graz
Nominierung Architekturpreis des Landes Steiermark 2009
Eröffnung: 13. Oktober 2009

Schon seit langem beschäftigt sich das Architekturbüro Gangoly & Kristiner Architekten mit dem Thema Bauen im Bestand. Sowohl im historischen Zusammenhang als auch bei Bauvorhaben, die Gebäude aus der jüngeren Vergangenheit betreffen, stehen die Neuinterpretation des Vorhandenen sowie dessen inhaltliche „Aktualisierung“ im Vordergrund der Überlegungen.
Jüngstes Beispiel ist die Implementierung eines Veranstaltungszentrums in den historischen Kern der Stadt Bad Radkersburg in der Südoststeiermark. Wichtigste Voraussetzung dafür war die Entscheidung des Bürgermeisters, diesen Impulsbringer nicht im Bereich der Thermaleinrichtungen am Stadtrand zu bauen, sondern ihn trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten in drei gemeindeeigenen, denkmalgeschützten Gebäuden am Hauptplatz, die 1998 bereits für die damalige Landesausstellung adaptiert worden waren, unterzubringen und damit auch eine „Alltagsnutzung“ für ansässige Vereine etc. zu ermöglichen. Verbunden mit dieser Entscheidung war die Bewältigung des Raumprogramms: Kein großer, multifunktionaler Saal sondern mehrere Räume unterschiedlicher Größe und mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten wurden in den Bestand eingepasst bzw. entsprechend adaptiert. Je nach Bedarf können die Räume nun einzeln oder in diversen Kombinationen bis hin zum gesamten Veranstaltungszentrum genutzt werden.
Wichtigster Angelpunkt dieser vielfältigen Nutzungsvarianten ist die gläserne, textil verschattete Überdachung des bestehenden Innenhofs im Haus Hauptplatz 10 und dessen Adaptierung als Foyer. Von hier aus sind sämtliche Räume und Säle erreichbar, wobei der Großteil der Erschließung über die vorhandenen Laubengänge entlang dreier Seiten des ehemaligen Hofs erfolgt. Auf den seit der Landesausstellung im Erdgeschoss vorhandenen und nun zu einer gut schallgedämmten „Blackbox“ für ca. 300 Besucher adaptierten Betonkubus wurde ein neuer, großer Konzertsaal aufgesetzt. Selektive Öffnungen gewähren spezielle Ausblicke, die die unmittelbare Umgebung ausblenden. Seine Höhenentwicklung folgt einerseits akustischen und belichtungstechnischen Überlegungen, andererseits greift sie die kleinteilige Dachstruktur der umgebenden Gebäude auf.
Diese gestalterisch zentrale Maßnahme wurde ergänzt durch die Entscheidung für eine Außenverkleidung des vielfältig differenzierten Baukörpers aus Cortenstahl. Im Alterungsprozess den Ziegeldächern der Umgebung ähnlich wird durch dieses Material eine haptische und farbliche Entsprechung erzielt, ohne vom Anspruch einer zeitgemäßen, modernen Architektur abrücken zu müssen.
Im Inneren des Hauses herrscht weiches Licht, das die Oberflächen fast samtig erscheinen lässt. Die Veranstaltungsräume und -säle sind schwarz oder weiß, die öffentlichen Aufenthalts- und Erschließungszonen spiegeln die Grau- und Terrakotta-Töne wider, die in der Altstadt vorkommen.
Text: EVA GUTTMANN

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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