06/10/2009
06/10/2009

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Dolf Schnebli war von 1971 bis 1994 Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich. Kürzlich erschien das Buch «1956: Fotoskizzen einer langsamen Reise» im Niggli Verlag. Dolf Schnebli konnte eine Reise verwirklichen, die heute Traum bleiben muss: 1956 reiste er auf dem Landweg von Venedig über Griechenland nach Afghanistan, Pakistan und Indien. Am Samstag, dem 12. September 2009 ist Dolf Schnebli nach kurzer Krankheit gestorben.

Roman Hollenstein

Bekannt wurde er in den sechziger Jahren als Exponent der neuen Tessiner Architektur: der 1928 in Baden geborene Dolf Schnebli. Schon sein erster Bau, die 1959 vollendete Casa Costioli in Campione, bei der er sich mit den neusten Ideen von Le Corbusier auseinandersetzte, erregte internationales Aufsehen. Im Jahr darauf gewann er den Wettbewerb für das neue Gymnasium von Locarno, das zu einem Meisterwerk des Schweizer Schulhausbaus werden sollte. Diese frühen Erfolge verdankte Schnebli nicht zuletzt seiner aussergewöhnlichen Begabung und seiner konsequenten Auseinandersetzung mit der Architektur als Disziplin. So besuchte er nach dem ETH-Abschluss in Zürich die Sommerschule der CIAM in Venedig, vervollständigte seine Studien in Harvard und arbeitete für den grossen Katalanen Josep Lluís Sert in Cambridge, Massachusetts, und in New York. In Taliesin East setzte er sich mit Frank Lloyd Wrights Werk und auf einer Orientreise mit der Baukunst der Antike und mit Le Corbusiers Chandigarh auseinander.
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Für seine Karriere wichtig war auch die Mitarbeit im Büro von Otto Glaus, für den er 1957 das Flughafenhotel «La Perla» in Agno ausführte. Obwohl er sich dort 1958 selbständig machte, bedeutete das nicht den Rückzug in die Provinz. Er entwarf bedeutende Bauten und unterrichtete als Gastdozent an mehreren amerikanischen Eliteuniversitäten und an der ETH. Sein grosses architektonisches und kulturgeschichtliches Wissen machte ihn zum idealen Lehrer. Als ETH-Professor verstand er es, bei seinen Studenten und Assistenten – darunter Jacques Herzog und Pierre de Meuron – die Liebe zur Baukunst zu wecken. Daneben kam auch das Bauen nicht zu kurz. Viel diskutiert wurde 1991 die Villa Meyer in Zürich, in der er sich mit der Postmoderne auseinandersetzte. Eine Rückbesinnung auf die modernen Wurzeln markierte 1996 das mit Flora Ruchat realisierte UBS-Verwaltungszentrum in Suglio bei Lugano. 1997 gründete er zusammen mit seinem langjährigen Partner Tobias Ammann und mit Sacha Menz in Zürich das Büro SAM Architekten. Mit diesem schuf Dolf Schnebli in den vergangenen Jahren im Grossraum Zürich vorbildliche Wohn-, Büro- und Kulturbauten. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der begnadete Baukünstler und Lehrer am 12. September nach kurzer, schwerer Krankheit in Zürich gestorben.

Er hatte unter anderem in Harvard und an der ETH Architekten wie Jacques Herzog und Pierre de Meuron ausgebildet.

chnebli wurde am 27. Dezember 1928 in Baden (AG) geboren. Nach dem Architekturstudium an der Zürcher ETH arbeitete er etwa in Paris, Venedig, New York und Boston. 1954 absolvierte er in Harvard die Meisterklasse von Josep Luis Sert und arbeitete mit Walter Gropius zusammen. 1956 ermöglichte ihm ein Reisestipendium, während eines Jahres den antiken Städtebau von Venedig bis Indien zu studieren. Zwei Jahre später gründete er sein erstes eigenes Büro in Agno (TI). Er baute erste, richtungsweisende Schul- und Universitätsbauten. 1965 zog es ihn wieder in die USA, wo er unter anderem in Harvard und Berkeley lehrte. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte Schnebli an der Zürcher ETH. "Schnebli war der letzte grosse Lehrmeister am ‚Poly’, der letzte, der wie ein Patron den Spirit an der Schule prägen konnte", so Jacques HerzogBAUTEN
* Umbau eines Wohnhauses, Agno, 1958
* Casa Castioli, Campione d'Italia, 1959
* Scuola Media Locarno, Gymnasium in Locarno, 1960–1963
* Haus Lichtenhahn, Carabbia, 1963
* Case Sociali, Sozialer Wohnungsbau in Lugano, 1965
* Gartenbad und Schule in Wohlen (1965)
* Schweizer Schule, Neapel, 1966
* Kindergarten, Bissone, 1966
* Casa Streiff, Minusio, 1968
* Law School and Social Science Center, Washington University, St. Louis, 1971
* Casa Wolk, Magliaso, 1977
* Zentrum und Schulhaus, Ruopigen, 1983–87
* Villa Meyer, Zürich, 1984–86
* Villa Jamileh Weber, Zürich, 1984–86
* Wohnbauten Südstrasse, Zürich, 1984–86
* Wohn- und Geschäftshaus, Baden, 1987–90
* Schule Kappelerhof, Baden, 1991
* Haus Wüstholz, Uster, 1991
* Casa Meyer, Tegna, 1991
* Swiss Re / Credit Suisse in Zürich-Brunau (1998–2000)
* EPFL, Quartier Nord, in Ecublens bei Lausanne (1998–2000)

(Quelle: wikipedia.ch)

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