24/06/2025

Anhand von fotografischen Eindrücken zeigt der folgende Beitrag Ausschnitte aus dem Leben der Seestadt und Ihrer Entwicklung – vor Allem im Hinblick auf Grünraum und Nachbegrünung. 
Es ist ein Blick darauf aus künstlerisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive, mittels Beobachtung, dérives und Fakten.

24/06/2025

Madame D‘Ora Park, 2025, © Vasilena Gankovska

Madame D‘Ora Park, 2025, © Vasilena Gankovska
Das ist der größte Gemeinschaftsgarten Wiens. Stadtrand im buchstäblichen Sinne, mit gemischter Vegetation. Wiese mit Hundezone und Tier Natur-Habitat (künstlich gebaut). 
Ein Versuch den Stadtrand etwas natürlicher zu gestalten. Jedoch bleibt das Gefühl einer kuratierten Landschaft.

Madame D‘Ora Park, 2025, © Vasilena Gankovska

Yella Hertzka Park, 2025, © Vasilena Gankovska

Benannt nach der Gründerin der ersten Gartenschule für Mädchen in Wien erstreckt sich der Park von der Maria Tusch Straße bis zum Asperner See. Dieser Park ist insofern spannend, als hier einerseits sichtbar wird, wie sich die Grenze zum noch nicht entwickelten Stadtteil erstreckt. Gleichzeitig gibt es eine klare Trennung zwischen dem regulierten Bereich des Parks mit dem zentralen türkisfarbenen Hügel als Spielplatz, beziehungsweise Fahrradflächen und nicht als Grünfläche gewidmeten Bereich, der tatsächlich als Parkstreifen für die Autos der Bewohner:innen dient.

Yella Hertzka Park, 2025, © Vasilena Gankovska

Hannah Arendt Park, 2025, © Vasilena Gankovska
Arbeiten für die Nachbegrünung

Hannah Arendt Park, 2025, © Vasilena Gankovska

Hannah Arendt Park, 2020, © Vasilena Gankovska

Begrünung in der Seestadt, 2025, © Vasilena Gankovska

Seestadt Aspern vor dem Amtshaus, 2025, © Vasilena Gankovska

Die Seestadt ist ein Stadtteil, in dessen Entstehung und Formfindungen unterschiedliche Parameter hineinspielen. Es ist ein Zusammenspiel von Vorgaben von Fördergebung, behördliche Vorschriften, Sicherheitsvorschriften (betreffend Eigeninitiativen der Nachbegrünung etwa), Bauträger, Stadtentwicklung, Bauwirtschaft und nicht zuletzt auch des Stadteilmanagements Aspern und der Bewohner:innen. Auch, etwa im Unterschied zum Sonnwendviertel, sind rundum keine alten vorhandenen, organisch gewachsenen Strukturen gegeben, die das Viertel und die dort neu entstehenden Initiativen und Gemeinschaften mittragen, was ebenso das Leben dort formt. Dadurch weckt die Seestadt Assoziationen mit Satellitenstädten, die tatsächlich nur zum Pendeln und Schlafen genutzt werden, mit dem wichtigen Bestandteil natürlich, dass öffentlicher Verkehr dorthin gegeben ist, und war, noch vor der Errichtung der Wohnquartiere. Oder etwa an die Bauten die am Stadtrand von Madrid während der Immobilienblase vor etwa 20 Jahren entstanden, und erst nun aufgrund von Teuerung im Stadtkern genutzt werden. Grünraum ist ein wichtiger Aspekt der Aufwertung der Wohnqualität eines neuen Viertels am Rande der Stadt.

Auf lange Sicht ist dafür, wie die Seestadt sich entwickeln wird, die Möglichkeit zur Nachbegrünung und das sich Einbringen der Bewohner*innen in der Gestaltung ihres Viertels essenziell.

Nachbegrünung

Aspern Seestadt, ist ein neues Stadtviertel am Rande Wiens, und es befindet sich noch im Aufbau. Während einige Wohngebiete bereits fertiggestellt wurden, ist der Bereich zwischen See und der Station Aspern Nord weiterhin in Entwicklung. Im Sommer sorgt das Viertel regelmäßig für Diskussionen – vor allem wegen Hitze, fehlendem Schatten und versiegelten Flächen. Doch auch die Bäume wachsen, und es tut sich einiges zur Verbesserung der Grünräume.

Eine wichtige Initiative, die bereits in GAT präsentiert wurde ist SeeStadtgrün – „ein überparteilicher, gemeinnütziger Verein, bestehend aus Bewohner*innen, die sich um vielfältige Begrünungsinitiativen in der Wiener Seestadt bemühen“. Sie erarbeiten Initiativen zur (Nach)Begrünung, organisieren regelmäßige Treffen und sind selbst aktiv in der Begrünung und Organisation der Gießrunden. Das gemeinschaftliche Engagement ist wichtig, es trägt das Gefühl von Dazugehörigkeit und das eigene Stadtviertel mitgestalten zu können.

Ein Nachmittag im Pioniergebiet

Hier, im sogenannten Pioniergebiet, wurden bereits vor über zehn Jahren die ersten Wohnhäuser erbaut. Bei meinem Besuch 2020 wirkte die Begrünung im südlichen Teil der Seestadt, vor allem in Zwischenräumen noch eher bescheiden. Drei Jahre später zeigt sich ein strukturierteres Bild – wohl auch dank Initiativen wie SeeStadtgrün. Es gibt verschiedene Formen von Begrünung: große Parkanlagen gemäß der Stadtplanung, kleinere Gemeinschaftsgärten zwischen den Häusern, bepflanzte Zwischenräume und Projekte wie die „Essbare Seestadt“, welches ein grüner Gürtel mit Beeten, Trögen und kleinen Gärten markiert. Trotzdem: Vieles wirkt noch immer leicht provisorisch oder künstlich – als versuche mensch, eine Idylle zwischen Stadt und Garten zu schaffen, die noch nicht ausreichend organisch gewachsen ist.

Bäume, Bäume, Bäume!

Zusätzliche Begrünung ist für die Maria-Tusch-Straße und den Hannah-Arendt-Park geplant. Im Park wird derzeit die Wasserkaskade umgebaut, doch insgesamt wirkt das Areal noch karg. Der Hügel im Park bietet zwar beeindruckende (Foto)Perspektiven, doch Schatten fehlt. Wichtig bleibt auch die Begrünung auf Dächern und Terrassen – sie kann zur Kühlung beitragen.

Insgesamt bleibt das Gefühl, dass trotz Nachbegrünung viele Wege im Sommer mühsam begehbar sind. Gerade der Weg von der U-Bahn nach Hause kann heiß werden – nicht alle Routen führen am See entlang. Es bleibt zu hoffen, dass die Bäume nicht nur schneller wachsen, sondern auch mehr Schatten spenden.

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