Gemeindebau ist in Wien Kulturgut. Nicht nur das, sondern auch grundlegender Bestandteil für einen Wohnungsmarkt, der sich weniger aggressiv als in anderen Hauptstädten der Welt entwickelt. So zumindest bisher noch erzählt sich die Geschichte des Roten Wiens und der bis heute aufrechterhaltenen Sicherung leistbaren Wohnraums.
Gerade gestern wurden die aktuellen Zahlen der Bevölkerungsentwicklung Österreichs veröffentlicht. Mittlerweile leben 9,2 Millionen Menschen in Österreich, etwas mehr als 2 Millionen davon in Wien. Für die Hauptstadt heißt das einen Zuwachs von 1,1 % im vergangenen Jahr, in absoluten Zahlen etwa 23.000 Stadtbewohner:innen zusätzlich. Was nicht bedeutet, dass jede:r eine neue Wohnung braucht. Dennoch steigt mit Zuzug und Bevölkerungswachstum der Wohnraumbedarf. Eine der Lösungen für das Problem liegt im Gemeindebau. Aktuell wohnen laut Wiener Wohnen ein Viertel aller Wienerinnen und Wiener in einem Gemeindebau.
Wien ist international für seinen konsequent in der ersten Hälfte des 20. Jh. errichteten Gemeindewohnungsbestand bekannt. Zwischen 1918 und 1938 wurden in Wien etwa 64.000 Wohnungen erbaut. Das Konzept des Gemeindebaus, bei dem die Stadt Wien selbst als Bauherrin auftritt und erschwingliche Wohnungen für Bürgerinnen und Bürger errichtet, trägt dazu bei, dass Wien noch immer weltweit als ein Vorreiter im sozialen Wohnungsbau gilt.
Dabei spielt letztlich nicht nur die Anzahl an gebauten Quadratmetern eine Rolle. Vielmehr geht es um die dahinterstehende gesellschaftliche Vision, mit der der Wohnbau realisiert wurde, und um die ergänzenden Angebote über das reine Wohnen hinaus. Für heute noch städtebaulich und architektonisch ein Vorbild?
Ob dem so ist und welches der 380 in der Zwischenkriegszeit errichteten kommunalen Projekte auch als Zukunftsmodell taugt, kann man auf einem der Stadtspaziergänge unter dem Titel Außendienst, regelmäßig durch den Verein Rotes Wien im Waschsalon angeboten, das gesamte Jahr 2025 über selbst entdecken und erkunden.