27/01/2025

Vermutlich kommen vielen von uns bei der Frage nach Architektinnen im 20. Jahrhundert nur wenige Namen in den Sinn, ja vielleicht gilt das sogar für Architektinnen der Gegenwart. Das hat verschiedene Gründe. Die Tatsache, dass weibliche Architekturschaffende und deren Werk im öffentlichen Bewusstsein unsichtbar oder verschwunden sind, resultiert vor allem aus unzähligen kleineren oder größeren Handlungen: des nicht Beachtens, Behinderns, Abwertens, Verdrängens, lauter Seins und symbolischen Unterschlagens ihres Wirkens. Und zwar sowohl innerhalb der oft komplexen Lebenssituationen der Architektinnen selbst als auch bezüglich ihrer heutigen Wahrnehmung und Rezeption.

In Kooperation mit der Architekturfakultät der TU Graz wirft GAT.news deshalb ab Jänner 2025 im Zweiwochenrhythmus Schlaglichter auf Werk, Leben und Laufbahnen von Architektinnen in Vergangenheit und Gegenwart mit Bezug zu Graz.

27/01/2025
©: Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften, TU Graz

Nach wichtigen frühen Pionier:innenarbeiten einzelner Wissenschafter:innen nimmt in Österreich die Aufarbeitung des bisher ausgeblendeten Anteils von Frauen an der Architektur gerade in letzter Zeit Schwung auf, wie einige Forschungsprojekte, Ausstellungen, Symposien und Publikationen zeigen. Im Rahmen des Projekts „Gender Task Force“ an der Architekturfakultät der TU Graz wurden kürzlich von Clara Neuhold mehr als 200 Architekturabsolventinnen bis 1989 recherchiert und dokumentiert. 1924 inskribierte hier die erste Frau an der Hochbauschule, 1935 schloss die erste Frau ihr Architekturstudium ab. Masterstudierende machen sich auf die Suche nach den Werken und Lebensgeschichten dieser Architektinnen, für sie sind diese oft auch wichtige Role Models für ihr eigenes berufliches Selbstverständnis.

Doch immer noch besteht ein großer Nachholbedarf auf vielen Ebenen. Auch heute noch sind in Österreich Architektinnen, die ein Büro leiten, eine Seltenheit. Unter den Mitgliedern der Ziviltechniker:innenkammer sind nur ein kleinerer Prozentsatz Frauen, und das, obwohl der weibliche Anteil der Architekturstudierenden in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich steigt und mittlerweile mehr Frauen als Männer das Studium abschließen. Auf Diskussionspodien, in Jurybesetzungen, in der Professor:innenverteilung etc. gibt es noch keineswegs Ausgewogenheit bezüglich der Geschlechter.

Tatsache ist, dass es an Information und Aufmerksamkeit fehlt. In Kooperation mit der Architekturfakultät der TU Graz wirft GAT.news deshalb ab Jänner 2025 Schlaglichter auf Werk, Leben und Laufbahnen von Architektinnen in Vergangenheit und Gegenwart. Wir präsentieren Entdeckungen und Wiederentdeckungen, die das bestehende Bild des Architekturschaffens korrigieren, Rechercheberichte und Interviews – eine Auswahl aus einer Vielfalt an Karrieren und Werken. Die Serie beginnt mit den frühen Architektinnen des 20. Jahrhunderts und setzt mit weiblichen Architekturschaffenden der Gegenwart fort.

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Projektleitung TU Graz: Antje Senarclens de Grancy (akk), bis 2024 mit Waltraud P. Indrist
Texte über Architektinnen, 20. Jahrhundert: Clara Neuhold, Ines Gadermaier, Bettina Paschke, Antje Senarclens de Grancy 

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Architektinnenportraits, 20. Jahrhundert:

Herta Rottleuthner-Frauneder
Expertin für Schwimmbäder

Anne Lise Jenssen Huseby
Graz – New Jersey – Trondheim

Erika Lojen
Architektin der Vielfalt

Trude Krisch
„Der Wohnbau war mein Thema.“

Lorle Herdey-Savageri
Zeichnen und Bauen

Christl Stigler-Powondra
Die unbekannte Nachkriegsmoderne

Anna Lülja Praun
Perfektion des Interieurs

Shahrzad Kraupp
„Wir haben alles geplant! Dann kam die Revolution.“

Ingrid Mayr
Die angemessene Form

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