Mehr als 1100 Architektinnen und Ingenieurinnen sind in den Kammern der ZiviltechnikerInnen registriert und stellen ihre Expertise zur Verfügung. Das sind dennoch nur 10% derer, die aktiv das Baugeschehen in Österreich planen und gestalten. Der Anteil von Frauen innerhalb der Baukulturschaffenden ist damit in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weit unterdurchschnittlich. Der geringe Anteil spiegelt sich in schlechteren beruflichen Chancen für Frauen in technischen Bereichen. Viele Frauen sind als Einzelunternehmerinnen oder mit kleinen Bürostrukturen tätig, nur sehr wenige führen große renommierte und lukrative Büros, meist in Kooperation mit männlichen Kollegen.
Woran liegt das? Es fehlt durchaus an weiblichen Vorbildern und der Schritt in die Selbständigkeit scheint zu unsicher. Studien belegen, dass traditionelle Rollenmodelle sowohl in privaten als auch in beruflichen Strukturen in Österreich noch besonders stark verankert sind und – wie sich auch in der COVID 19 Krise deutlich zeigt – weiterhin zunehmen. Speziell im technischen Bereich werden Frauen durch stereotype Geschlechtszuordnungen, männlich dominierte Netzwerke und Arbeitsbedingungen, die nicht mit anderen Lebensanforderungen vereinbar sind, in den Hintergrund gedrängt.
Das muss sich ändern! Im Erasmus+ Projekt „YesWePlan!“, erarbeiten Architektinnen und Zivilingenieurinnen aus fünf europäischen Ländern im gegenseitigen Austausch Maßnahmen zu Verbesserung der beruflichen Situation für Frauen. Die Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen hat darüber hinaus auf Basis eines Best Practice-Beispiels nach französischem Vorbild einen österreichischen Frauenpreis entwickelt: Den anotHERVIEWture Award.
Der Preis will den Beitrag der Architektinnen und Ingenieurinnen an einer lebendigen Baukultur sichtbar machen und hofft, dass sich der Anteil der Frauen in ziviltechnischen Berufen positiv verändert. Man will zeigen, dass komplexes Planen – gleich ob von Gebäuden oder von Ingenieursaufgaben – landesweit schon lange keine Männersache mehr ist. Mit anotHERVIEWture sollen Vorbilder gewürdigt werden. Dabei ist sich die auslobende Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen im Klaren, dass Frauenförderung in der Technik bis auf Weiteres notwendig bleibt.
Ziviltechnikerinnen können ihre Projekte noch bis 30.6.2022 in einer von vier Kategorien einreichen – Female Architect of the Year, Emerging Female Architect of the Year, Female Engineering Achievement of the Year, International Female Architect of the Year. Je 5000€ Preisgeld werden pro Kategorie vergeben.
Einreichungen bis 30. Juni 2022 unter
www.anotherviewture.at
Mehr Infos finden Sie unter den weiterführenden Links.