27/07/2022

Villa Luginsland in Laßnitzhöhe

Wenige Autominuten von Graz entfernt, könnte mit der Villa Luginsland ein Baukulturgut der österreichischen Architekturmoderne von überregionalem Interesse durch ein Neubauprojekt in seiner Gesamtwirkung gefährdet sein.

27/07/2022

Villa Luginsland, Zustand Frühjahr 2022, errichtet 1905/06, Zubau 1939/40. Der Gartenzaun wurde inzwischen entfernt

©: Redaktion GAT

Villa Luginsland, Zustand Frühjahr 2022. Gartenansicht.

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Villa Luginsland in Laßnitzhöhe von Adalbert Pasdirek-Coreno, straßenseitige Ansicht, um 1907 (Privatbesitz)

Villa Luginsland, Gartenseite (aus: S. Dimitriou (Hg.), Stadterweiterung von Graz, Graz 1979)

Villa Luginsland, Sessel (aus: S. Dimitriou (Hg.), Stadterweiterung von Graz, Graz 1979)

Villa Luginsland, derzeitiger Zustand, Juli 2022

©: Redaktion GAT

Villa Luginsland, derzeitiger Zustand, Juli 2022

©: Redaktion GAT

In Laßnitzhöhe bei Graz befindet sich ein wichtiges Werk der frühen Architekturmoderne in Österreich um 1900, die Villa Luginsland von Architekt Adalbert Pasdirek-Coreno, die bereits seit Jahrzehnten unter Denkmalschutz steht und mit Bezügen zu Wien, Böhmen und Mähren von überregionalem Interesse ist. Wenige Autominuten von Graz entfernt, könnte diese aktuell durch ein Wohnbauprojekt ihren landschaftlichen Kontext und räumlichen Maßstab verlieren. In jedem Fall erfordert das Projekt um die außergewöhnliche, denkmalgeschützte Villa hohe Aufmerksamkeit von allen an Baukultur Beteiligten, um der Bedeutung des Gebäudes gerecht zu werden. Als Architekturhistorikerin möchte ich dazu hier einige Informationen zu Villa und Architekt bereitstellen.

Das Wohnhaus wurde 1905/06 als Sommerdomizil für das Ehepaar Maria und Josef Anton Mlekus, Likörfabrikant in Graz, errichtet. Im gerade entstehenden Kurort Laßnitzhöhe bildete es eine auffällige Ausnahme innerhalb der lokalen Sommerfrischearchitektur der Villen bürgerlicher Auftraggeber, die meist in damals noch üblichen späthistoristisch-altdeutschen und ‚heimatlichen‘ Formen gestaltet waren. Der sprechende Name der Villa – Lug (schau) ins Land – bezog sich auf die landschaftliche Aussicht von einer Anhöhe aus in die grüne Umgebung.

Die flächige, nahezu schmucklose Gestaltung der Wände, eine aufs Äußerste reduzierte, geometrische Ornamentik und der Verzicht auf überflüssigen „angeklebten“ Dekor, ein mediterran anmutender Balkon mit abstrahierten Säulen und Pergola sind Elemente einer modernen, auf Zweckmäßigkeit gerichteten Architektur, die weit in die Zwischenkriegszeit vorausweist. Den direkten Bezug zur Natur ermöglichten gartenseitig Fenster mit großen Ausblicken in die Landschaft und ein direkter Zugang vom Wohnbereich im Erdgeschoss in den Garten, der nach einer Erweiterung des Grundstücks kurz nach Fertigstellung weiter ausgestaltet wurde. Das (heute nicht mehr existierende) funktional gestaltete Holzspalier für Kletterpflanzen an den Hauswänden wurde gemeinsam mit den hellen Fenstersprossen als grafisch-gestalterisches Element eingesetzt. Ein straßenseitiger Zubau aus der Zeit um 1939/40 passt sich der originalen Formensprache an.

Pasdirek-Coreno experimentierte hier früh mit einem als Dachterrasse begehbaren Flachdach, als Josef Hoffmann gerade erst sein Sanatorium Purkersdorf bei Wien fertigstellte. Adolf Loos errichtete seine berühmten Wiener Flachdachvillen überhaupt erst Jahre später, weshalb die Villa in Laßnitzhöhe zu den frühesten Beispielen in Österreich gezählt werden kann. Die ursprüngliche Möblierung, von der so gut wie nichts mehr erhalten ist, bestand aus einfachen, kubischen Schränken, Tischen und Sesseln, die aber ganz im Sinne der Entstehungszeit gesamtkunstwerkartig konzipiert waren, indem die Möbelformen die architektonischen Formen des Gebäudes im Kleinen wieder aufgriffen. Am besten vergleichbar waren diese mit Entwürfen von Adolf Loos (abstrahierte Form) und Otto Wagner (Metallhülsen am Fuß der Möbelbeine).

 Architekturhistoriker und -theoretiker der zentraleuropäischen Moderne haben die Villa Luginsland als wichtigen Teil der Architekturavantgarde erkannt. Ákos Moravánszky, ehemaliger Professor an der ETH Zürich, nannte sie in der Schweizer Architekturzeitschrift „archithese“ gemeinsam mit frühen Eisen- und Stahlbeton-Entwürfen des Kaliforniers Irving Gill und des Ungarn István Medgyaszay. Und Friedrich Achleitner stellte schon 1983 in „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“ eine Nähe zu Josef Hoffmanns Ideenskizzen mediterraner Villen fest.

Geradezu programmatisch hat Adalbert Pasdirek-Coreno selbst in einem 1909 publizierten Text die wichtigsten Charakteristika der Villa Luginsland und anderer seiner Grazer Häuser umschrieben. So heißt es, angelehnt an Otto Wagners „Moderne Architektur“, „der Ausgangspunkt für unsere Betätigung seien nicht die untergegangenen Stilarten, sondern das Leben mit seinen Erfordernissen.“ Und weiter: „Jedes Haus muß für sich ein Individuum sein. Kein toter Raum finde Platz in ihm, kein toter Winkel, wo sich Schmutz und Trödel speichern kann, nichts sei überflüssig in ihm, nichts zwecklos.“ Und: „Das moderne Wohnhaus sei praktisch und hygienisch.“ Es sei die Hygiene, die zum weißen Anstrich der Fenster und Türen (statt der üblichen dunklen, holzimitierenden Farbe) zwinge. Auch die Einbindung in die Landschaft war dem Architekten wichtig, was im Besonderen auch für die Villa Luginsland gilt: „Für das Genießen schöner Aussicht seien geräumige Erker und Veranden geschaffen. Loggien, Pergolen, Terrassen etc. vermitteln die Verbindung mit dem Garten.“ An all diesen Formulierungen lässt sich eine enge Vertrautheit mit den Wiener Diskursen der Moderne ablesen.

Wer aber war nun der Architekt, der diese Villa entworfen hat? Adalbert Pasdirek-Coreno wurde 1869 in Südmähren geboren und besuchte in Brünn/Brno die deutsche Staatsgewerbeschule, an der wenig später auch Josef Hoffmann und Adolf Loos ausgebildet wurden. Ab 1888 studierte er in der renommierten Renaissance-Architekturklasse von Carl v. Hasenauer an der Akademie der bildenden Künste in Wien, 1891 erhielt er den Rosenbaum-Preis für eine Studentenarbeit. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst in Dresden und später in Budapest, bevor er um 1898 in Brünn/Brno ein Atelier eröffnete. In der nordböhmischen Stadt Komotau/Chomutov errichtete er nicht nur den Neubau der k. k. Fachschule für Maschinengewerbe und Elektrotechnik (1901/02), sondern 1903 auch für den Juristen und Kunstsammler Richard Goldmann, der in der jüdischen Gemeinde seiner Stadt aktiv war, eine repräsentative Villa, die heute nur mehr als Ruine erhalten ist. 1901/02 unterrichtete er in Wien am k.k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie (dem heutigen MAK). Ab 1903/04 war Pasdirek-Coreno in Graz ansässig, wo sein älterer Bruder, der Künstler Ladislaus Pasdirek, Gymnasiallehrer und Gemeinderat war.

Hier arbeitete er als Architekt und Stadtbaumeister, war Mitglied der Vereinigung Bildender Künstler Steiermarks und beteiligte sich gestalterisch an Kunst- und Handwerksausstellungen. Gesellschaftliche Kontakte ermöglichten ihm schon bald Aufträge von künstlerisch aufgeschlossenen bürgerlichen Bauherren. Es entstanden mehrere innovative Villen, vor allem beim Hilmteich, in Wetzelsdorf und im Stiftingtal (bekanntestes Beispiel ist die heute nicht mehr erhaltene Villa Hellenaion/Manowarda), und ein Alternativentwurf für die Bachmann-Kolonie am Leonhardbach. Von traditionalistischen Kreisen, oft aus dem Umfeld des Heimatschutzes, wurden seine Entwürfe hingegen heftig kritisiert. So lehnte 1905 der k.k. Landeskonservator ein Kirchbauprojekt für Gösting bei Graz als zu neuartig und fabrikmäßig ab.
   
Wenn vom Architekten Adalbert Pasdirek-Coreno gesprochen wird, so muss auch der in den Grazer Tageszeitungen oftmals besprochene „Fall Pasdirek“ genannt werden. Trotz mehrmaliger, von Presseberichten gefolgten Anzeigen in Brünn und Graz wegen „Vergehens gegen die Sittlichkeit“ (es ging um über Jahre hinweg angezeigte exhibitionistische Handlungen vor minderjährigen Mädchen vor Grazer Schulen und im Stadtpark) und Einweisungen in psychiatrische Einrichtungen war der Architekt, geschützt durch die politische Position seines Bruders, im lokalen öffentlichen Kulturleben weiterhin als Architekt und Künstler tätig, ein Thema, das an den „Fall Loos“ erinnert und auch hier die Frage nach der Bewertung der Beziehung zwischen architektonischem Werk und Leben aufwirft.

vb

Nachdem die Villa Luginsland als Sommerdomizil geplant und dementsprechend reduziert-dimensioniert daherkommt, macht sich diese fast verschwindend klein auf dem doch recht grosszügigen Grundstück aus. Um dem architekturhistor. durchaus bedeutenden Gebäude die diesem entsprechende Wertschätzung zu zollen, müsste man als verantwortungsbewusster Bauträger unter Einhaltung einiger unbedingt notwendiger Parameter eine Bebauung des Grundstücks projektieren: Grosszügiger Abstand zum Bestand - idealerweise ausschliesslich unterhalb der Villa. Bauart: "Dezenter, lockerer, verdichteter Flachbau" à la Projekt "Ruckerlberg"/Ernst Liensberger (Planung 2005-07);"Gartenstadt Linz-Puchenau"/Roland Rainer; P.K.W./Graz Raaba ... Da das Grundstück eine Hangneigung besitzt, würde sich eine derartige Bauweise anbieten, welche sich dem Bestand "unterordnet" bzw. liesse dies die Villa "Luginsland" weiterhin ihren ursprünglichen Zweck erfüllen. Ausschreibung?

Di. 09/08/2022 18:35 Permalink
Karin Tschavgova-Wondra

Antwort auf von vb

Zur Villa Luginsland gehört integral auch der Park bzw. sie umgebende Bäume (siehe Unterschied auf Bildern kurz nach Baufertigstellung und nach dem kräftigen Anwachsen der Bäume und Sträucher) Auch der Zaun wäre ein integraler Bauteil gewesen, der unter Denkmalschutz stehen hätte sollen. Wenn die Gemeinde, wie heute in der Kleinen Zeitung zu lesen ist, wirklich auf den Ortsbildschutz achtet und Wert legt, so hätte sie schon das Abholzen des Areals und das Entfernen des Zauns verhindern müssen (oder die Ortsbildkommission). Existiert diese überhaupt oder ist sie nur eine Fama?

Do. 11/08/2022 12:10 Permalink
Eva Guttmann

Antwort auf von Karin Tschavgova-Wondra

In der Steiermark gibt es 63 Ortsbildgemeinden, in denen das Ortsbildgesetz und das jeweilige Ortsbildkonzept zur Anwendung kommen. Laßnitzhöhe gehört nicht dazu. Die Liste ist im Internet abrufbar. Im Übrigen ist im Gegensatz zur Altstadtsachverständigenkommission die Ortsbildkommission nicht gutachtend tätig.

Di. 16/08/2022 10:17 Permalink
Karin Tschavgova-Wondra

Antwort auf von Eva Guttmann

Was macht die Ortsbildkommission? Welche Kompetenz haben die gefühlten 100 Ortsbildsachverständigen der Liste, die wohl einmal aktualisiert gehörte?

Di. 16/08/2022 22:57 Permalink
Karin Tschavgova-Wondra

Von einem Großcousin, der leider letztes Jahr gestorben ist, weiß ich auch, dass Villa und Garten eine Einheit gebildet haben. Lug ins Land war als Haus für die Sommerfrische im Luftkurort konzipiert, sein Erstbesitzer offensichtlich ein Anhänger der Luft-Licht-Sonne-Bewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts en vogue wurde und mehr bewirkte als den Entfall von schrecklich-einengenden Miedern für Frauen. Eine Befreiungsbewegung, die sich auch im berühmt gewordenen Monte Verità ausdrückte. Im Garten der Villa waren laut Aussage des Verwandten ursprünglich mehrere Marmorbecken eingelassen, der gegenüberliegende Wald (für Waldläufe) war auch im Besitz meiner Familie. Die Wände der Villa selbst waren im Salon, dem Wohnzimmer, in Grün gehalten, die Möbel, wie erwähnt, in dunklestem Rot - eben nur für den Aufenthalt im Sommer gedacht. Wir durften das Grün, das unter mehreren Schichten Farbe zum Vorschein kam, nicht wieder herstellen - das war meiner Tante Anni zu viel. Selbst den großen alten Kirschbaum vis a`vis des Eingangs empfand ich als Teil des Hauses, schon als Kind. Die einfachen Gartenklappstühle des historischen Fotos der Gartenseite sind in meinem Besitz, ebenso ein kleiner Tisch und einer der Stühle (Info für das Denkmalamt).

Mo. 01/08/2022 18:08 Permalink
Karin Tschavgova-Wondra

Eine Besonderheit der Villa Lug ins Land war auch eine Dusche am Flachdach, zu dem man über das kleine Turmzimmer gekommen ist. Die habe ich noch funktionsfähig erlebt, weil die Villa meinem Urgroßvater Vinzenz Fink gehört hat, der sie nach dem Tod des Erbauers von dessen Familie gekauft hat. Von meinem Urgroßvater, der gern Architekt geworden wäre, aber Kaufmann wurde oder werden musste, stammt auch der straßenseitige Zubau für eine Bibliothek, der so gut gelungen/integriert war, dass er laut Sokratis Dimitriou (meinem Lehrer) eine Kärntner Studentin bewogen hat, eine Dissertation zu beginnen, in der sie nachweisen wollte, dass Pasdirek-Coreno den Loos'schen Raumplan schon vorweg entwickelt hatte. Der Erzählung nach wurde die Dissertation von Frau Bulfon nach dieser Erkenntnis abgebrochen.
1990 stritten sich ein Großonkel und meine Großtante als Erben, beide Kaufleute (meine Großmutter hatte darauf verzichtet) darum, wer sich im prachtvollen parkartigen Garten einen "Bangalow" bauen dürfe und wer die Ville nehmen müsse! Danach zeigt der Schotterbaron Karl Schwarzl Interesse, die Villa zu kaufen, verwirkte sich jedoch die Gunst meiner Großtante, als er bei der Besichtigung auf der Straße, bei der ich dabei war, meinte, dass er "Lug ins Land" genau so schön wie das Original (das damals Renovierung brauchte) einige Meter weiter weg von der Straße wieder aufbauen wolle. Nachdem ich meine Großtante aus Straubing überzeugen konnte, dass sie das letzte original erhaltene Erbe ihres Vaters erhalten solle, hat sie ihren Bruder ausbezahlt und die Villa im Andenken an ihren Vater behalten. Ich habe damals, 1990, als ich von meiner Großtante den Auftrag erhielt, die Villa zu sanieren, rasch bei Eva Mohringer vom Denkmalamt darum ersucht, die Villa unter Denkmalschutz zu stellen. Mein Neffe, damals Architekturstudent in Graz, und ich haben sie vermessen und wieder in neuen Glanz gebracht - einschließlich der dunkelroten Weichholzmöbel im Wohnzimmer. Das dauerhafte Bewohnen der Villa (und Beheizen)wurde mir damals zur Bedingung gemacht, allerdings schien mir dies unter den familiären Ansprüchen meiner dominanten Großtante nicht möglich. So kam es, dass diese 1-2 mal im Jahr mit Butler nach Laßnitzhöhe kam, um dort einige Tage oder Wochen zu verbringen, bis ihre Familie den Allroundhelfer mit Klagen bedrohte und entließ. Die alte Dame war nicht nun mehr mobil und die Villa, auch eine alte Dame, fiel wieder in einen Dornröschenschlaf. Nun haben die Erben, die in Deutschland leben, sie wohl verkauft. Ich musste schon mit der Generalsanierung traurig erkennen, dass ich für diese schöne Villa nichts mehr machen kann. Schade, dass es so ist, aber wenn Kapital und Neoliberalismusbeim Denkmalamt und n Weltenlauf bestimmen und nichts anderes mehr zählt, dann ist's eben so. Weil aber die Geschichten "hinter" den Häusern mindestens so spannend sind wie die Konzepte und Gedanken ihrer Architekten, wolte ich euch an meiner Familiengeschichte teilhaben lassen. Dank an Antje, dass sie die aktuelle Situation der Vills Lug ins Land publik gemacht hat. Schon Dimitriou war der Meinung, dass die Villen von Pasdirek-Coreno zum Spannendsten gehören, was in Graz und Umgebung hervorgebracht wurde (siehe: Sokratis Dimitriou, Die Stadterweiterung von Graz, Leykam, 1979)

So. 31/07/2022 17:34 Permalink
Sigrid Verhovsek

Liebe Antje,
vielen Dank für Deinen wunderbaren Artikel und die Hintergrundinfos über dieses eigenartige Bauwerk, das sich wirklich in Gefahr befindet ...
Der Kommentar von Karin macht die ganze Geschichte nochmals dichter, jetzt kann man sich auch die alte Dame samt Butler vorstellen.
Aber für alle, die nicht in Laßnitzhöhe wohnen oder täglich am Weg nach Graz dort vorbeifahren, eine kleine Chronologie der letzten Ereignisse:
Das Erste, was die BewohnerInnen in und rund Laßnitzhöhe aufmerksam gemacht hat, war die vollständige Rodung des Hang-Grundstückes im April.
Das BDA bestätigte auf Anfrage, dass ein Eigentümerwechsel stattgefunden hat. Laut Auskunft der Gemeinde gab es allerdings zu diesem Zeitpunkt noch keine vorliegende Planung (anscheinend war man sich nur sicher, dass man die alten Bäume NICHT haben will), das alarmierte BDA setzte sich mit den neuen EigentümerInnen in Verbindung.
Als neuer Eigentümer wird übrigens eine Immobilienfirma genannt, die das Grundstück natürlich möglichst gewinnbringend verwerten will – unter Ausnützung der maximalen Dichte.
Die Villa selbst mit den fix eingebauten Möbeln ist denkmalgeschützt, ihr Umfeld jedoch nicht, das Grundstück kann „voll“ und nach Belieben verbaut werden: Die Gemeinde Laßnitzhöhe hat keinen Ortsbildschutz, und es gibt auch keinen Fachbeirat, wie zum Beispiel seit kurzen in Hart bei Graz.
Während die beiden Villen vis-à-vis der Straße im Freiland liegen und somit nicht ins Beuteschema von InvestorInnen fallen, ist das Grundstück der Villa Luginsland mit Wohnen Allgemein und einer Dichte mit 0,2 - 0,8 gewidmet.
Die Raumplanung hat keine Baugrenzlinien oder einen Bebauungsplan verordnet, im Bauland-Zonierungsplan ist die Villa als „Zone 2 Richtlinie 2, primärer Siedlungsraum“ festgelegt: „Dementsprechend dürften max. zweigeschossige Objekte mit ausgebautem DG errichtet werden, darüber hinaus wäre im Einzelfall ein entsprechendes Gutachten des Ortsbildsachverständigen vorzulegen.“ Es geht also noch mehr …?
Zudem wären pro WE lt. Stellplatzschlüssel zwei PKW-Abstellplätze zu errichten: Bei mehrgeschossiger Bebauung wäre wohl eine Tiefgarage notwendig …
Der nächste für die Bevölkerung offensichtliche Schritt war Mitte Juni der Fall des historischen Metall-Zaunes. Angeblich wurde der Zaun bereits entsorgt.
Es kann also vermutet werden, dass hier vollendete Tatsachen geschaffen werden und wahrscheinlich eine Lärmschutzwand aufgestellt wird, da der alte Zaun ja sonst als Bauzaun dienen könnte. Die Villa wird so einfach aus den Augen verschwinden ...
In der Vergangenheit sind in der Gemeinde Laßnitzhöhe bereits einige Villen Opfer von Neubauten geworden: Die Gemeinde wird sich bald überlegen müssen, wie sie ihren Villenwanderweg umbenennen will, wenn nun auch noch die für Laßnitzhöhe identitätsstiftende Villa Luginsland der öffentlichen Wahrnehmung entzogen wird und ein derartiges Wahrzeichen des Ortes und baukulturelles Erbe einfach dem freien Immobilienmarkt zu Opfer fällt.
Es bleibt die Hoffnung, dass die Gemeinde als erste Bauinstanz – auf die sich die Bürgermeister ja noch immer stolz berufen! – gemeinsam mit möglichen Verbündeten wie BDA, Ortsbildkommission oder Baukulturreferat des Landes Steiermark ihre Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Interesse nachkommt, sich eingehend für einen Erhalt dieses einzigartigen Bauwerks einsetzt und gegenüber welchen finanzstarken InvestorInnen auch immer eine qualitätsvolle Architektur einfordert, die dieses Bauwerk nicht nur schützt, sondern respektiert und seine Einzigartigkeit hervorhebt.

Sa. 30/07/2022 15:15 Permalink
Netzwerktreffen
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