02/05/2014

Die Ausstellung
In, Out and Art
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Zum gegenwärtigen Verhältnis von Architektur und Kunst ist im Forum Stadtpark in Graz bis zum 17. Mai 2014 zu sehen

02/05/2014

conversation pit' von Claudia Gerhäusser und Franziska Hederer (2014)

©: Wenzel Mraček

Paul Bauer, Ohne Titel (Ater #7), 2013, Inkjet auf Alu-Dibond

©: Wenzel Mraček

Roland Kollnitz, Kleine Szene mit Kugelstück (2013), 2014, Liegestuhl; Edelstahl, Messing Phenolharz et al.

©: Wenzel Mraček

Stefan Lux, Busters House, 2011, 36 Sek., HD 16:9, ohne Ton

©: Wenzel Mraček

Um gleich eingangs am vielleicht etwas zu viel versprechenden Titel zu mäkeln: Die Betonung von Gegenwart in Zum gegenwärtigen Verhältnis von Architektur und Kunst dürfte sich wohl allein auf die Gegenwart der rezenten Ausstellung im Grazer Forum Stadtpark beziehen, während das Verhältnis von Architektur und Kunst im Grunde seit Anbeginn (oder seit jeher) nur schwer als sich veränderndes respektive veränderbares vorzustellen ist. Inhalte, Formen und Zeitläufte, meine ich, bedingen sowohl die Veränderung der (?) Kunst als auch der (?) Architektur, während deren Verhältnis zu einander, deren Abgrenzung von einander, an konkreten Fällen zu diskutieren wäre. Ähnliches wie Gemeinsames zweier weiter Felder könnte man sich als Schnittmengen denken und Installation bezeichnete so die mehrteilige plastische Arbeit bildender Kunst wie den Komplex als Bau(kunst)werk – abgesehen davon freilich interne und externe Systeme zur Wasser- oder Stromversorgung.

In ihrer Schrift zur Ausstellung beziehen sich die KuratorInnen Claudia Gerhäusser, Franziska Hederer und Andreas Heller unter anderem auf einen Text von Gabriele Klein (Die Stadt als Szene, Steirischer Herbst 2005), die, naheliegend, die Stadt als „rhizomartiges Gebilde“ beschreibt, das „erst in der Bewegung wahrnehmbar und erfahrbar ist“. Je nun. Die Stadt in toto aber gleich auch ein „dynamisches Kunstwerk“ zu nennen, wie es Klein ebenfalls tut, erscheint doch etwas zu weit gegriffen und mutet beinahe kreationistisch an.
Indem die Ausstellungsgestalter dieser Haltung gleich einem Axiom folgen und vorschlagen, „Architektur als den materiellen Ausdruck“ zu verstehen, „der diesem Kunstwerk Gestalt verleiht“, wären, nach dem von mir angestellten Umkehrschluss, die Werke bildender Kunst in der Ausstellung als Architektur zu begreifen.

Jedenfalls sind Bezüge und Verweise zwischen Arbeiten von elf KünstlerInnen gegenüber zwei zentralen Fotografien von Paul Bauer, (Ohne Titel (Ater #7), 2013) zu finden. Kenntnis vorausgesetzt, lässt sich der kryptische Titel auflösen: Die Außen- und Innenaufnahmen von Rozzol Melara, dem zwischen 1969 und 1974 erbauten Superblock bei Triest – Stadt am Stadtrand – korrespondieren mit einer Plastik von Claudia Gerhäusser und Franziska Hederer (2014), die wohl Elemente der Verbindungsgänge des Wohnkomplexes aufnimmt. Andererseits ließe sich an eine Erweiterung des Stadtparks im Innenraum des Forums denken: Erweiterung durch eine Sandkiste für Kinder.
Sofern weiterhin Querverbindungen zwischen den Arbeiten, Stadt(raum) und Stadtparadigmen, und, sagen wir, Architektur bestehen sollten, müsste man gegenüber einer Plastik von Esther Stocker (wiederum Untitled, 2013) oder dem Wandbild von Alja Piry (Riddle Translating paintet surface through a grid 8x8, 2014) an Raster denken. Ja, auch Raster machen die Stadt aus. Neben dem Thema der Ausstellung bleiben allerdings Hintergründe der Genese dieser Exponate unerklärt. Ähnlich gegenüber einem Bronzerelief von Joannis Avramidis aus dem Jahr 1977.
Auf Stadtfragmente, abstrahiert bzw. übertragen, referieren offenbar Maruša Sagadins City Twin Leiter, 2013, und ein Stück Basaltschlacke, CL-2012, von Christian Lutz.
Korrespondierende Elemente eines Systems vermeint man im Raum einnehmenden Ensemble von Roland Kollnitz zu erkennen (Kleine Szene mit Kugelstück (2013), 2014, Liegestuhl; Edelstahl, Messing Phenolharz et al.) und Ilsa Riedl zeigt ein Tafelbild mit dem Titel Kein Grund zur Trauer aus dem Jahr 2006.

Zur Rettung eines Ausstellungskonzepts immerhin (meine Meinung, ich bitte um gegenteilige) trägt Stefan Lux bei. Ein nur 36 Sekunden dauerndes Video zeigt eine Fotografie des Hauses aus Buster Keatons Film Steamboat Bill, jr. (1928). Dessen Fassade fällt in Lux‘ Video aber nicht über Bill/Buster um, vielmehr bewegt sich ein aufgeklebter Rahmen aus Papier scheinbar aus dem Foto heraus. Eine im kleinen Format subtil umgesetzte Idee, die Mediengeschichte und professionell veranschaulichten Dilettantismus evoziert.

Anonymous

Sehr geehrter Herr Wenzel Mraček,
vielen Dank ersteinmal für ihren Artikel. Allerdings bitte ich um folgende Korrektur: Die von Ihnen im ersten Bild gezeigte und im Text erwähnte Plastik aus Holz (ohne eisen und ohne Lack) ist nicht von Franz Pichler, sondern von den Kuratorinnen Claudia Gerhäusser und Franziska Hederer als Objekt für die Ausstellung entstanden. Es ist der sogenannte "conversation pit", der wie sie richtig schreiben, eine Referenz auf die räumliche Geometrie der Wohnsiedlung in Triest ist. Er wird während der Ausstellung für Diskussionen und Gespräche genutzt, ist also eine architektonische Plastik.
Bitte an die Redaktion: Bildtitel und Text korrigieren. Urheber des beschriebenen Objekts sind Claudia Gerhäusser und Franziska Hederer, (2014)
Mit vielem Dank
die Kuratorinnen

Di. 06/05/2014 9:29 Permalink

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